Chapelain

[879] Chapelain (spr. schap'läng), Jean, franz. Dichter, geb. 5. Dez. 1595 in Paris, gest. daselbst 22. Febr. 1674, zog durch seine Vorrede zu Marinis »Adone« die Aufmerksamkeit Richelieus auf sich, der ihn mit der Einrichtung der Akademie beauftragte, sich auch seiner Feder zur Feilung eigner Produktionen bediente. C. war jetzt das Orakel aller französischen Dichter. Die Theorie der drei Einheiten wird auf ihn zurückgeführt. Er verfaßte 1635 die »Sentiments de l'Académie sur le Cid«. Sein Ruhm sank indessen mit der Veröffentlichung der ersten zwölf Gesänge seines epischen Gedichts »La Pucelle d'Orléans« (1656), woran er 20 Jahre lang gearbeitet hatte. Die Erwartung war so hoch gespannt gewesen, daß in 18 Monaten sechs Auflagen erschienen; aber der langweilige Inhalt, der hölzerne Stil, der Mangel jeder dichterischen Cigen schaft ließen im Verein mit den beißenden Epigrammen und der vernichtenden Kritik Boileaus und seiner FreundeC. décoiffe« und »Métamorphose de la perruque de C. en comète«, 1664) das Werk und den Dichter bald in Vergessenheit geraten. Die zwölf letzten Gesänge sind erst 1757 in Genf und 1882 in Orléans erschienen. Chapelains Briefe sind von Tamizey de Larroque in der »Collection de documents inédits« (1880–83, 2 Bde.) herausgegeben. Vgl. A. Fabre, C. et nos deux premières académies (Par. 1890); Derselbe, Les ennemis de C. (das. 1897); Mühlan, Jean C. (Leipz. 1893).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 879.
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