Chlormetalle

[80] Chlormetalle (Chloride), Verbindungen der Metalle mit Chlor, finden sich z. T. in der Natur, wie Chlornatrium als Steinsalz, Chlorkalium als Sylvin, Chlorsilber, Chlorquecksilber etc. Sie entstehen, wenn Chlor auf Metalle wirkt, meist schon bei gewöhnlicher Temperatur und bisweilen unter Feuererscheinung. Sie bilden sich ferner bei Einwirkung von Chlor auf Metalloxyde, besonders leicht bei Gegenwart von Kohle, beim Einleiten von Chlor in die Lösung eines Alkalimetallhydroxyds, bei Einwirkung von Salzsäure auf Metalle, Metalloxyde, Schwefelmetalle und Kohlensäuresalze der Metalle. Unlösliche C. werden aus Lösungen der betreffenden Metalle durch Salzsäure oder ein lösliches Chlormetall gefällt. C. sind fest oder flüssig, meist kristallisierbar und in Wasser löslich; Chlorblei ist schwer, Chlorsilber, Kupfer- und Quecksilberchlorür sind unlöslich; die meisten sind schmelzbar, viele sind flüchtig. Die schwer schmelzbaren hießen früher Hornmetalle (Hornsilber, Hornblei), weil sie nach dem Schmelzen hornartig erstarren, die leicht schmelzbaren wegen ihrer Konsistenz Metallbutter, die flüssigen Metallöle. Wenige C. werden durch Hitze zersetzt, viele aber durch Erhitzen mit Wasserstoff, durch Ammoniak oder Metalle, keins durch Erhitzen mit Kohle. Sehr viele Metalle verbinden sich in mehreren Verhältnissen mit Chlor, und die verschiedenen Chlorungsstufen entsprechen den Oxydationsstufen der Metalle, wobei dann an der Stelle von 1 Atom Sauerstoff 2 Atome Chlor stehen. Die chlorärmern C. heißen Chlorüre, die chlorreichern Sesquichloride, Chloride; erstere entsprechen den Oxydulen, letztere den Sesquioxyden und Oxyden, die Superchlorüre oder Superchloride den Metallsäuren. Über Oxychloride s. Salze, über Säurechloride s. Säuren. Sehr viele C. finden ausgedehnteste technische und medizinische Verwendung, wie Kochsalz, Chlorkalium, Chlormagnesium, Chloreisen, Chlorkupfer, Chlorquecksilber, Chlorsilber, Chlorgold, Chlorplatin etc.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 80.
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