Chlorsäure

[82] Chlorsäure HClO3 entsteht bei Zersetzung von Unterchloriger Säure durch Licht, beim Kochen der Lösungen unterchlorigsaurer Salze und bei Behandlung einer heißen konzentrierten Lösung von Kalihydrat mit Chlor. Dabei bilden sich 5 Moleküle Chlorkalium und 1 Molekül chlorsaures Kali; letzteres verwandelt man in chlorsauren Baryt, und aus diesem scheidet man die C. durch Schwefelsäure ab. C. bildet eine farb- und geruchlose Flüssigkeit, schmeckt stark sauer, bleicht das zuerst gerötete Lackmuspapier, zersetzt sich am Licht und beim Erwärmen unter Bildung von Überchlorsäure HClO4, wirkt stark oxydierend, entzündet Papier und Leinwand beim Eintrocknen auf denselben und zerfällt mit Chlorwasserstoffsäure in Chlor und Wasser. Mit Basen bildet sie die Chlorsäuresalze (Chlorate), die in Wasser löslich sind, beim Erhitzen in Sauerstoff und Chlormetall zerfallen und, mit brennbaren Körpern gemengt, sehr heftig durch Schlag, Reibung und Erwärmung explodieren. Man benutzt sie daher in der Sprengtechnik, in der Feuerwerkerei und Zündwarenfabrikation; ihre Behandlung erheischt große Vorsicht.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 82.
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