[147] Cicisbeāt (spr. tshītschis-), die früher in Italien unter den höhern Ständen herrschende Sitte, daß sich eine verheiratete Dame stets von einem Hausfreund (Cicisbēo) in Gesellschaften, bei öffentlichen Vergnügungen, in die Kirche etc. begleiten ließ, während der Ehemann mit seiner Frau nur im Haus umging. Der Cicisbeo erschien daher morgens, um sich die Tagesordnung auszubitten, und sein Name wäre nach Wilh. Müller von Flüstern abzuleiten, weil er bei Festen und im Theater flüsternd hinter dem Stuhl seiner Herrin stand. Bei aller scheinbarer Anstößigkeit war das Verhältnis meist kein unsittliches, und die Damen bedangen im Heiratskontrakt die Gestattung des C. Die Sitte entstammt der Zeit der Chevalerie, ist jedoch in Mißkredit und Abnahme geraten, so daß heute Cicisbeo einen Hausfreund mit verdächtigen Nebenabsichten und Cicisbea eine Buhlerin bedeutet.