Collège

[225] Collège (franz., spr. -lǟsch'), in Frankreich und Belgien öffentliche Unterrichtsanstalten, die junge Leute zum Besuch einer Akademie, Universität oder Fachschule für technische Berufsarten vorbilden und also im allgemeinen dieselbe Aufgabe wie die deutschen Gymnasien oder Realschulen haben. Ihren Namen verdanken sie teils den mittelalterlichen Universitätskollegien (s. Kollegium und Sorbonne), teils den nach diesen benannten Jesuitenkollegien. In Frankreich ursprünglich für die ganze Klasse von Anstalten im Gebrauch und bisweilen noch jetzt so angewandt, kommt amtlich der Name C. seit der Revolution (1792) nur noch den städtischen höhern Schulen im Unterschied von den staatlichen Lycées (1895: 108) und einigen auf alter Grundlage später erneuerten angesehenen Anstalten zu. Collèges communaux gab es in Frankreich 1895: 235 neben 741 mehr oder weniger gleichstehenden freien (zumeist geistlichen) Anstalten. In ihrer Organisation sind viele von ihnen weniger vollständig entwickelt als die Lyzeen und örtlichen Bedürfnissen angepaßt. Manche bilden in den humanistischen und realistischen Unterrichtsfächern aus, andere beschränken sich auf diese oder auf jene. Auch in der höhern Mädchenbildung gilt derselbe Unterschied von Lycées und Collèges (je etwa 30). Vgl. Lycée. – In Belgien stehen ebenso 20 königlichen Gymnasien (Athénées) 8 kommunale und 7 private Collèges gegenüber. Beider Art Anstalten umfassen, wenn voll ausgebaut, je eine humanistische und eine realistische Abteilung, von denen diese 5, jene 7 aufsteigende Klassen hat. In den obern beiden Klassen der Realabteilung bestehen überdies öfters noch zwei Sektionen, eine gewerblich-kaufmännische und eine wissenschaftliche, nebeneinander.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 225.
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