Collegĭa nationalĭa

[225] Collegĭa nationalĭa oder pontificĭa (lat.), in Rom bestehende geistliche Bildungsanstalten für die katholische Propaganda in christlichen, aber akatholischen Ländern. Das erste derartige Kollegium wurde 1552 von Ignatius von Loyola als Collegium Germanicum für Deutschland gegründet, von Gregor XIII. 1573 erneuert und als Vorbild für zahlreiche ähnliche Gründungen benutzt (vgl. Steinhuber, Geschichte des Collegium Germanicum Hungaricum in Rom, Freiburg 1895, 2 Bde.). Zurzeit bestehen außer dem Collegium Germanicum noch das griechisch-ruthenische (seit 1577), das englische (1579), das schottische (1600) und das irische (1628) Kollegium. Seit 1622 unterstehen die C. n. dem Protektorat der Propaganda (s.d.). Ihre wissenschaftliche Ausbildung erhalten die Zöglinge meist in dem von Jesuiten geleiteten Collegium Romanum (s.d.). Neben den C. n. gibt es in Rom noch eine Anzahl als Kollegien bezeichneter Konvikte, wie das belgische, südamerikanische, nordamerikanische, polnische, böhmische, schweizerische und das sogen. französische Seminar, deren Zöglinge gleichfalls im Collegium Romanum ihren Unterricht empfangen, um später in ihrer Heimat im römischen Sinne zu wirken. Von diesen sind aber nur das nordamerikanische und das päpstliche Collegia pontificia, d. h. dem Papste direkt unterstellt. Alle diese Kollegien sind Pflanzschulen des jesuitischen Ultramontanismus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 225.
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