Colorādo [1]

[234] Colorādo, 1) (Rio C. des Westens) großer Fluß in Nordamerika, entsteht aus dem Green River und Grand River, von denen ersterer aus N. von den Windriver Mountains, letzterer aus O. von der Frontkette des Felsengebirges kommt. Schon der Lauf der beiden Quellströme geht im wesentlichen durch hohe Tafellandschaften, in die sie tiefe Canonschluchten eingegraben haben. Der südlich gerichtete, größere Green River bildet beim Durchbruch durch das Uintahgebirge den prächtigen Cañon von Lodore, unterhalb dessen er von links durch den Bear- und White River verstärkt wird; der gegen SW. fließende Grand River bildet in der Parkkette den Gore Cañon, und aus ähnlichen Engtälern strömen ihm Eagle, Gunnison und Dolores von links zu. Eine Reihe großartiger Erosionsschluchten durchströmt aber der unter 38°20ˊ nördl. Br. und 110° westl. L. vereinigte C.: den Cataract-, Glen-, Marble- und Grand Cañon (letzterer 350 km lang und bis 1800 m tief und die ganze Gesteinsschichtenfolge vom Karbon bis zum archäischen Gneis durchsetzend). Aus dem Black Canon tritt der C. oberhalb Needles in ein weiteres Tal, und als ein breiter, sein Uferland durch seine Hochwasser vielfach verwüstender Strom durchfließt er die nach ihm benannte Coloradowüste (s.d.), um endlich unter 31°55' nördl. Br. in den Kalifornischen Golf zu münden. Der vereinigte C. fließt in Utah und Arizona zuerst nach SW., dann auf der Grenze zwischen Arizona und Nevada-Kalifornien nach S. und nimmt von links noch den San Juan, Kleinen Colorado, Bill Williams und Gila auf, von rechts den Virgin, die meisten aus schauerlichen Cañons. Dampfer befahren ihn unter großen Schwierigkeiten bis zur Mündung des Rio Virgin, 980 km oberhalb seiner Mündung, in die eine heftige Flutwelle (Bore) weit aufwärts dringt. Er hat dort bei Nippflut 3, bei Springflut 10 m Tiefe. Das Gefälle des vereinigten C. beträgt 1,8 m auf das Kilometer, die Länge (mit Green River) 2900 km; sein Flußgebiet begreift[234] 582,000 qkm. Bei hohem Wasserstand ergießt sich der untere C. zuweilen in die westlich von ihm gelegene Coloradowüste. Vgl. Powell, Exploration of the C. River (Washingt. 1875). – 2) (C. von Texas) Fluß in Texas, entsteht aus mehreren Quellflüssen am Hange des Llano Estacado, fließt gegen SO. über Austin und Columbus und mündet (37°45' nördl. Br.) nach einem Laufe von 950 km in die seichte Matagordabai des Golfes von Mexiko. Dampfer können ihn 320 km aufwärts bis Austin, flache Boote während des Hochwassers noch 90 km weiter befahren. Sein Flußgebiet ist meist holzreich und fruchtbar. – 3) (Rio C., von den Indianern Kobu Leufu, »großer Fluß«, genannt) Fluß in Argentinien, entsteht unter 35° südl. Br. in Mendoza aus dem in den Anden entspringenden Rio Grande und dem Rio de Barrancas und mündet nach 1150 km langem, aber wenig schiffbarem Lauf in 40° südl. Br., südlich von Bahia Blanca, in den Atlantischen Ozean.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 234-235.
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