Cygnäus

[388] Cygnäus, 1) Fredrik, finn. Dichter und Literarhistoriker, geb. 1. April 1807 in Tawastehus, gest. 7. Febr. 1881, studierte in Abo, habilitierte sich daselbst 1839, bereiste 1840–47 West- und Südeuropa, wurde 1854 nach seiner Disputation über »Erich XIV. als dramatischer Charakter« Professor der Ästhetik und Literatur und trat 1867 in den Ruhestand. Er schrieb in schwed. Sprache: »Wanderbilder« (1837–1847), das inhaltreiche, aber schwerfällige Gedicht »Eiszapfen im Herbst« (1841), nach seinen Reisen die teils in Prosa, teils in Versen abgefaßte Schrift »Licht und Schatten« (»Ljus och skugga«, Helsingf. 1845–1846) und die von nationalem Geist erfüllten »Skaldenstücke« (»Skaldestycken«, 1851–70, 6 Bde.). Auch seine patriotischen Dramen »Flemmings Zeiten« und »Herzog Johanns Jugendträume« hatten Erfolg. Durch seine große Rednergabe übte er einen erweckenden Einfluß auf die akademische Jugend aus, und als eifriger Mäcen hat er Bedeutendes für das Kunstleben Finnlands geleistet.

2) Uno, finn. Schulreformator, geb. 12. Okt. 1810 in Tawastehus, gest. 2. Jan. 1888 in Helsingfors, war 1837–39 Pfarrer und Lehrer zu Wiborg, dann bis 1846 geistlicher Kolonievorstand in Sitka (Alaska) und hierauf Geistlicher und Lehrer in Petersburg, wo er mit der neuern deutschen Pädagogik bekannt wurde. Nach längern Studienreisen durch Mitteleuropa ward er 1861 Oberinspektor des finnischen Volksschulwesens, richtete 1863 das erste finnische Lehrerseminar in Jyväskylä ein, dem er bis 1869 vorstand, und entwarf das finnische Schulgesetz, das 1866 ins Leben trat. 1870 trat er in die Oberbehörde (Overstyrelse) für das finnische Unterrichtswesen zu Helsingfors zurück. An Finnlands hohem Standpunkt betreffs der Volksbildung hat C. wesentlichen Anteil. In weitern Kreisen ist er als Förderer der höhern weiblichen Bildung, namentlich aber als der eigentliche Urheber der neuern Bewegung für Handfleiß (slöjd) und Hausfleiß berühmt (s. Arbeitsschulen), für die er auch auf Schweden anregend gewirkt hat. 1877 wurde er von Upsala zum Ehrendoktor ernannt. Er schrieb: »Förslag rörandefolkskoleväsendet« (Helsingf. 1861 u. ö.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 388.
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