De Geer

[582] De Geer, altes Adelsgeschlecht aus Brabant, jetzt in Schweden, Finnland und den Niederlanden ansässig. Genannt seien: 1) Louis (Lodewijk), Gründer der schwedischen Großindustrie, geb. 17. Nov. 1587 in Lüttich, gest. 19. Juni 1652 in Amsterdam, mo er als Großkaufmann 1617 zuerst in finanzielle Beziehungen zu der schwedischen Regierung trat, machte zur Zeit Gustav Adolfs Finspång (unweit Norrköping) zum Mittelpunkt einer noch heute blühenden Eisenindustrie,[582] veranlaßte die Auswanderung zahlreicher wallonischer Gruben- und Eisenarbeiter nach Schweden und erwarb sich um dieses Land, in das er 1627 kam, auch durch Gründung andrer Fabriken, Förderung des überseeischen Handels und Ausrüstung von Hilfsexpeditionen gegen Dänemark (1643–44) bleibende Verdienste. 1641 ward er in den schwedischen Adelstand erhoben. Vgl. De Geer van Jutfaas, Lodewijk de G. (3. Aufl., Utrecht 1852); P. de Witt, Louis de G. (Par. 1885; holländ., Amersfoort 1885); Wiberg, Louis de G. et la colonisation wallone en Suède (Lütt. 1876).

2) Louis, Freiherr, schwed. Staatsmann und Schriftsteller, geb. 18. Juli 1818 auf Finspång, gest. 24. Sept. 1896 auf Hanaskog (Schonen), widmete sich der Beamtenlaufbahn. Seit 1855 Präsident des Götahofgerichts, ward er 1858 Justizminister und Ministerpräsident und setzte als solcher 1865 (vgl. seine Broschüre »Några ord till försvar för det hvilande representationsförslaget«) die noch jetzt bestehende, 1866 zum Grundgesetz erhobene »Reichstagsordnung« (mit zwei vom Volk gewählten Kammern) durch. Nach seinem Rücktritt (1870) zum Präsidenten des Sveahofgerichts ernannt, ward er 1875 von neuem Justizminister und erhielt den Vorsitz im Kabinett, nahm aber 1880 wegen Differenzen mit der Reichstagsmehrheit in der Heeres- und Steuerreformfrage seine Entlassung. 1881–88 war er Universitätskanzler. Als Mitglied des Ritterhauses und der Ersten Reichstagskammer (1851–88) vertrat er liberale und freihändlerische Anschauungen. Seit 1862 Mitglied der schwedischen Akademie, veröffentlichte er mehrere Novellen, darunter: »Hjertklappningen Dalvik« (Stockh. 1841) und »Karl XII.'s page« (das. 1845), mehrere, in den »Valda skrifter« (das. 1892, 2 Bde.) gesammelte Beiträge ästhetischen, bez. biographischen Inhalts sowie glänzend geschriebene Lebenserinnerungen: »Minnen« (das. 1892, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 582-583.
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