Desiderĭus

[667] Desiderĭus, 1) letzter König der Langobarden, von König Luitprand zum Marschall und Herzog von Tuscien ernannt, wurde nach Aistulfs Tode 756 auf den Thron erhoben. Wie seine Vorgänger, suchte auch D. Italien zu einigen und den Kirchenstaat von sich abhängig zu machen. Die Päpste dagegen wandten sich um Beistand an Karl d. Gr., der die von ihm heimgeführte Tochter des D., Desiderata (s.d.), nach kurzer Ehe verstieß. Aus Rache hierfür nahm D. die von den Franken vom Thron ausgeschlossenen Söhne von Karlmann, Karls d. Gr. Bruder, in Pavia auf, verlangte vom Papste deren Salbung zu Königen des Frankenreiches und überzog den sich Weigernden mit Krieg (773). Da D. drei Anträge Karls zurückwies, so zog dieser über die Alpen, umging die Klausen bei Susa, welche die Alpenpässe sperren sollten, und schloß D. in Pavia ein, das sich Anfang Juni 774 ergeben mußte. D. ward als Gefangener nach Frankreich gebracht, wo er starb. Sein Sohn und Mitregent Adelgis, der aus Verena nach Konstantinopel geflüchtet war, versuchte später mehrere erfolglose Aufstände und endete in der Verbannung. Die Sage hat die Geschichte des D. mannigfach ausgeschmückt. Vgl. Abel, Untergang des Langobardenreichs in Italien (Göttingen 1859); Hartmann, Geschichte Italiens im Mittelalter, 2. Bd., 2. Hälfte (Gotha 1903).

2) Abt von Montecassino und Papst, s. Viktor III.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 667.
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