Dias

[871] Dias (Diaz), 1) Bartholomeu, namhafter portug. Seefahrer, geb. um 1450, gest. 29. Mai 1500, stammte aus der Provinz Algarve. Am Hof König Johanns II. erzogen und durch Studien und den Umgang mit Männern der Wissenschaft, besonders mit dem deutschen Kosmographen Martin Behaim, zu einem vorzüglichen Nautiker herangebildet, erhielt er 1486 den Auftrag, die Staaten des fabelhaften Priesterkönigs Johannes aufzusuchen. Die Westküste Afrikas verfolgend, landete er unter 25°50' südl. Br. und ergriff von dem Küstenstrich durch Aufstellen eines Wappenpfeilers Besitz. Durch einen dreitägigen Sturm wurde er, ohne es zu wissen, um die Südspitze Afrikas herumgetrieben und gelangte zur Algoabai, von wo er noch die Fahrt bis zum Rio do Infante (heute Buschmannfluß) fortsetzte. Auf der Rückfahrt erst entdeckte er das Vorgebirge, das er Cabo tormentoso (das »stürmische«) nannte, welchen Namen der König später in Cabo de buena esperanza (»Kap der Guten Hoffnung«) abänderte. Obwohl in Lissabon mit Ehren überhäuft, wurde die Leitung der Entdeckungsexpedition von 1497 nicht ihm, sondern Vasco da Gama übertragen, den D. mit einem Auftrag für die Goldküste bis zu den Kapverdischen Inseln begleitete. 1500 nahm D. an Cabrals Fahrt teil, fand aber mit vier Schiffen am Kap der Guten Hoffnung seinen Untergang.

2) Antonio Gonçalves, brasil. Dichter, geb. 10. Juli 1823 zu Caxias in der Provinz Maranhão, gest. 3. Nov. 1864, kam jung nach Portugal, studierte Philosophie und Rechte, wirkte als Staatsanwalt zu Maranhão, dann in Rio de Janeiro als Professor der Geschichte. 1851 trat D. ins Ministerium des Auswärtigen, weilte von 1855–58 in Europa, nahm teil an der wissenschaftlichen Erforschung der Provinz Ceará, ging 1862 brustkrank nach Europa und erlag seinem Leiden auf der Heimfahrt, bevor das Schiff angesichts der Küste von Maranhão Schiffbruch litt. Seinen Ruf als Dichter begründeten »Primeiros cantos« (Rio de Janeiro 1841), deren Originalität, Anmut und Leichtigkeit neben dem lokalen Gepräge, das viele an sich tragen, zahlreiche Nachahmungen hervorriefen und wesentlich dazu beitrugen, der jungen literarischen Entwickelung Brasiliens einen neuen Antrieb und eine nationale Richtung zu verleihen. Bald folgten »Segundos cantos« (Rio de Janeiro 1848); später die »Ultimos cantos« (das. 1850). Eine Gesamtausgabe hatte D. selbst während seines Aufenthalts in Deutschland 1857 besorgt (4. Aufl., Leipz. 1865, 2 Bde.). Von sonstigen Werken sind die Dramen: »Leonor de Mendonça« (1847), »Boabdil«, »Beatrice Cenci« und »Patkul«, das (unvollendete) Epos »Os Tymbiras« (Leipz. 1857), das die Kämpfe zweier Indianerstämme, der Tymbira und Ganalla, besingt, und das »Diccionario da lingua Tupy« (das. 1858) zu erwähnen. Nach seinem Tod erschienen noch »Obras posthumas« (mit Biographie, Rio de Janeiro 1866). Vgl. Wolf, Le Brésil littéraire (Berl. 1863).

3) S. Diaz.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 871.
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