Goldküste

[100] Goldküste, brit. Kolonie an der gleichnamigen Küste Westafrikas (s. die Karte bei Art. »Guinea« und »Togo«), am Nordrand des Meerbusens von Guinea, 500 km lang, zwischen 3° westl. und 1°15´ östl. L. und 5°30´ bis 11° nördl. Br., wird im W. von der französischen Elfenbeinküste, im O., wo sie auf die Sklavenküste hinübergreift, vom deutschen Togoland begrenzt und umfaßt mit den Northern Territories 187,900 qkm mit (1901) 1,700,000 Einw. Die Küste hat mehrere Felsvorsprünge, den südlichsten im Kap der drei Spitzen (600 m), und ist wegen der starken Brandung nur schwer zugänglich. Den südöstlichen Teil, die Landschaften Akuapem und Krobo, durchzieht ein ansehnlicher Gebirgszug mit den Gesundheitsstationen Aburi (405 m) und Akropong (420 m), der sich über den Fluß Volta nach Togo fortsetzt und nach NW. einen Höhenzug nach Aschanti entsendet. Das in Terrassen nach dem Innern aufsteigende Land ist hinter der Küste bedeckt mit dichten Waldungen verschiedener Palmenarten, Gummibäumen, Seidenbaumwollbäumen etc., in denen Scharen von Affenhausen; dann folgen Savannen mit Herden von Elefanten, Büffeln, Gazellen, Wildschweinen. Von den Flüssen (Tanno, Ancobra, Busum Prah, Volta) sind nur der Ancobra bis über Alanku und der Volta bis Keta mit kleinen Dampfern befahrbar, die Mündungen sind aber durch Barren verstopft und selten passierbar. Das Klima ist sehr heiß (26–92°), feucht (der trockne Harmattan weht von November bis Februar) und für Europäer, namentlich an der mit Lagunen und Sümpfen bedeckten Küste, äußerst ungesund. In den Gebirgen ist das Klima kühler und gesünder. Die Bevölkerung besteht aus zahlreichen Negerstämmen, die in drei Hauptabteilungen: Ahanta zwischen Ancobra und Busum Prah, Fanti zwischen letzterm und Volta und Aschanti im Innern, zerfallen. Sie werden unter englischer Aussicht teils von eignen Königen regiert, teils bilden sie kleine republikanische Staatswesen. Wörterbücher und Grammatiken der einzelnen Dialekte haben die Baseler, Bremer und englisch-wesleyanischen Missionare ausgearbeitet; Bibel, Gesangbuch und Liturgie wurden in die am meisten verbreitete Akuapemsprache übersetzt. Es bestehen 135 Schulen; die Baseler Mission zählt 16,000 Anhänger und 4500 Schüler, die Wesleyaner 13,000 Mitglieder; auch der Islam hat viele Anhänger gewonnen. Hauptbeschäftigung ist Handel, und zwar jetzt vornehmlich mit Palmöl und Kautschuk, ehedem waren es Sklaven und Goldstaub. Nach dem Gold erhielt diese Küste den Namen, doch wurde die Ausbeutung zuerst durch Maßregeln der Regierung erschwert; erst 1880 trat eine Wendung ein, und während des Südafrikanischen Krieges wandte sich die Spekulation dem Gebiete zu; trotzdem ist die Goldausfuhr zurückgegangen und betrug 1900 nur noch 8944 Unzen. Hauptprodukte des Landes sind Kautschuk, Palmöl, Holz, Affenfelle und etwas Elfenbein; der Ertrag von Kaffee, Kakao, Baumwolle und Indigo ist noch gering. Der Wert der Ausfuhr war 1901: 11,194,660, der Einfuhr 36,020,540 Mk.; der Schiffsverkehr belief sich 1901 auf 710,638 Ton. Es sind neben englischen Münzen auch spanische, amerikanische und französische Goldstücke im Umlauf. Die wichtigsten Hafen- und Handelsplätze sind: Apollonia, Axim, Dixcove, Elmina, Cape Coast Castle, Winnebah, Barracoe, Akkra, Christiansborg, Adda, Jellakoffee, Keta, Elmina Chica und Danoe. Eine Eisenbahn von Secondi nach Tarkwa (67 km) wurde 1901 eröffnet, der Weiterbau nach Kumassi (320 km) ist geplant. Die Telegraphenlinien haben eine Länge von 1107 km und führen über Kintampo bis Baule; durch Kabel ist die Kolonie mit London über Sierra Leone, mit der Kapstadt über Loanda verbunden. Der Gouverneur residiert mit seinem Stab und einem Gesetzgebenden Rat von Beamten und Kaufleuten in Christiansborg. Die Einkünfte der Kolonie, zumeist aus Zöllen, betrugen 1901: 9,423,860, die Ausgaben 6,901,340 Mk. In Cape Coast Castle erscheinen wöchentlich die »Gold Coast Times« und der »Gold Coast Leader«. letzterer für Eingeborne. Eingeteilt wird die Kolonie in 16 Provinzen, die nach der alten Stammeszugehörigkeit abgegrenzt sind. Die nennenswertesten derselben sind Ahanta, Dixcove mit Axim, Wasaw (reich an Gold, auch an Silber, Kupfer, Eisen), Elmina (10,530 Einw.) und Tschama, Fanti mit Cape Coast Castle (11,614 Einw.), Akem mit der ansehnlichen Stadt Nsuaem (Oda) am Berem, Akkra mit dem gleichnamigen Ort (16,267 Einw.) und mit Christiansborg, dem Hauptort der Kolonie, Akuapem mit Akropong (3500 Einw.) und der Baseler Missionsstation Aburi (6000 Einw.), beide Gesundheitsstationen (s. oben), Krobo mit Kpong, ein wichtiger Handelsplatz für Palmöl und Kautschuk am Volta, Avuna und Keta. Ein jeder Distrikt steht unter englischen Beamten, die auch das richterliche Amt ausüben, das aber in weniger wichtigen Fällen den Häuptlingen übertragen ist. In Kumassi befindet sich ein Resident, in den Nordterritorien ein Administrator. Kirchlich gehört die Kolonie zum Sprengel des Bischofs von Sierra Leone. Die Besatzung besteht aus 2 Bataillonen (Kumassi und Gambaga) mit 47 Offizieren und 1944 farbigen Soldaten. Weiteres unter »Guinea« und »Kolonien«.

Geschichte. Die G. wurde 1470 von dem Portugiesen Santander entdeckt; 1481 landete Diego d'Asambuja mit 700 Mann bei dem jetzigen Elmina und erbaute das Fort St. Georg. Auch Engländer errichteten hier mehrere Posten, die sie indes, mit Ausnahme von Cape Coast Castle u.a., 1667 an die Holländer verloren. Doch bildete sich nach dem Frieden von Breda (1672) die Royal African Company in England, welche die Forts Dixcove, Winnebah, Akkra und Cape Coast Castle teils neu errichtete, teils verstärkte. Diese Gesellschaft wurde 1821 aufgehoben und die Niederlassung zu einer von Sierra Leone abhängigen[100] englischen Kronkolonie erklärt. Während von den einheimischen Völkern die Fanti sich an die Engländer anschlossen, begünstigten die ihnen feindlichen Aschanti die Holländer. Die Aschanti (s. d.) wurden aber von den Engländern wiederholt geschlagen; diese erwarben 1851 von den Dänen Christiansborg, Augustenborg und Fredensborg und 1871,72 von den Holländern Sekandi, Tschama, Elmina, Anamabu, Apagin u.a. und kamen somit fast in den ganzen Besitz der G., die 1874 als Colony of the Gold Coast konstituiert wurde. Vom März bis Juli 1900 hatten die Engländer Mühe, einen Aufstand der Aschanti gegen den Gouverneur Sir Fred. Hodgson in Kumassi niederzuwerfen. An der G. besaß einst der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg mehrere Plätze (Groß-Friedrichsburg, Accada, Taccarary), die, seit 1683 errichtet, 1717 an Holland verkauft wurden. Vgl. Cruickshank, Eighteen years on the Gold Coast of Africa (Lond. 1853, 2 Bde.; deutsch, Leipz. 1855); Gümbel, Beiträge zur Geologie der G. (Münch. 1881); Burton u. Cameron, To the Gold Coast for gold (Lond. 1882, 2 Bde.); Zöller, Die deutschen Besitzungen an der westafrikanischen Küste II. (Stuttg. 1885); Riggenbach, Zum Klima der G. (Basel 1886); Ellis, History of the Gold Coast of West Africa (Lond. 1893); Reindorf, History of the Gold Coast and Ashanti (das. 1895); Macdonald, The Gold Coast, past and present (das. 1898); Kemp, Nine years at the Gold Coast (das. 1898); Hayford, Gold Coast native institutions, etc. (das. 1903); Lady Hodgson, Siege of Kumassi (das. 1901); Biß, Relief of Kumasi (das. 1901); auch die im Art. – »Aschanti« angeführte Literatur.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 100-101.
Lizenz:
Faksimiles:
100 | 101
Kategorien: