Dipsomanīe

[40] Dipsomanīe (griech.), periodisch auftretende Trunksucht, die auf epileptischer Grundlage und Herzschwäche beruht. An Stelle eines Krampfanfalles kommt es bei den in der gesunden Zwischenzeit meist solide und ruhig lebenden Patienten nur zu motorischer Erregung und einem rauschartigen Zustand, in dem sie ohne Unterbrechung durch Schlaf tage- und nächtelang geistige Getränke (in Ermangelung solcher auch Mundwasser, Eau de Cologne, ja sogar Petroleum) in großen Mengen hinunterstürzen, bis Bewußtlosigkeit oder Kollaps eintritt. Nach vollendetem Anfall, der sich über mehrere Tage zu erstrecken pflegt, tritt Ekel und Reue ein, ohne daß aber die mindeste Gewähr einer Besserung gegeben wird, da der ganze Zustand vom Willen unabhängig ist. Im Volksmunde bezeichnet man diese Kranken als Quartalsäufer. Nur die dauernde gänzliche Entziehung auch der kleinsten Spuren Alkohol (Abendmahlswein!) und der 1–2jährige Aufenthalt in einem Asyl kann die meist den gebildeten Ständen angehörenden Kranken heilen.[40] Vgl. Smith, Über Temperenzanstalten (2. Aufl., Würzb. 1899); Gaupp, Die D. (Jena 1901).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 40-41.
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