Ducpétiaux

[249] Ducpétiaux (spr. dückpetjō), Edouard, belg. Publizist und Volkswirt, geb. 29. Juni 1804 in Brüssel, gest. daselbst 21. Juli 1868, namentlich bekannt wegen seiner Verbesserungen im Gefängniswesen, studierte die Rechte, betrat die Advokatenlaufbahn und war einer der eifrigsten Vorkämpfer der Losreißung Belgiens von Holland. Nachdem diese 1830 erfolgt war, nahm er einen hervorragenden Anteil an der Gründung der Réunion centrale und der Association nationale. 1831 ernannte ihn die Regierung zum Generalinspektor des Gefängniswesens und der Wohltätigkeitsanstalten. 1861 legte er sein Amt nieder, um sich fortan literarischen und reformatorischen Arbeiten in seinem Fache zu widmen. Ursprünglich freisinnigen Anschauungen huldigend, war er später einer der Veranstalter der katholischen Kongresse von Mecheln und ein entschiedener Förderer klerikaler Bestrebungen. Unter seinen zahlreichen Schriften sind hervorzuheben: »Des progrès et de l'état actuel de réforme pénitentiaire« (Brüssel 1837–38, 3 Bde.); »De la condition physique et morale des jeunes ouvriers« (das. 1843, 2 Bde.); »Budgets économiques des classes ouvrières en Belgique« (das. 1855); »Des conditions d'application du système de l'emprisonnement séparé ou cellulaire« (das. 1857); »La question de la charité et des associations religieuses en Belgique« (2. Aufl., das. 1859), worin er die Wohltätigkeitspolitik der Liberalen anfocht. Besondere Erwähnung verdient die von ihm geschaffene Strafanstalt (École de réforme) für junge Sträflinge zu Ruysselede in Flandern. Vgl. de Melun, Édouard D. (Brüssel 1868); Juste, Notice sur E. D. (das. 1871).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 249.
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