Mecheln

[498] Mecheln (fläm. Mechelen, franz. Malines), Hauptstadt eines Arrondissements in der belg. Provinz Antwerpen, in fruchtbarer Ebene an der Dyle und einem nach Löwen führenden Kanal gelegen, steht mit Antwerpen, Löwen, Brüssel, Gent etc. durch Eisenbahnlinien in Verbindung, hat eine fast kreisrunde Form, breite, regelmäßige Straßen und ansehnliche öffentliche Plätze, darunter den sogen. Großen Platz mit dem Denkmal Margaretes von Österreich (seit 1849, von Tuerlinckx). Unter den öffentlichen Gebäuden sind bemerkenswert: die umfangreiche gotische Hauptkirche des heil. Romuald (neuerdings restauriert), mit einem 99 m hohen, aber noch unvollendeten Turm (1452–1515 erbaut) und wertvollen Gemälden (darunter Christus am Kreuz von van Dyck); die Liebfrauenkirche (aus dem 16. Jahrh.), mit Rubens' berühmtem Fischzug; die Johanniskirche, als Gebäude unbedeutend, doch mit einem wertvollen Triptychon von Rubens; ferner das Stadthaus (aus dem 15. Jahrh.), der erzbischöfliche Palast, das Tribunal (einst Palast der Margarete von Österreich), die sogen. Halle (von 1340) mit Türmchen und das Leihhaus. Die Zahl der Einwohner betrug 1904: 58,101. Die ansehnliche Industrie besteht in Flachs- und Hanfspinnerei, Fabrikation von wollenen Decken, Spitzen (bekannt unter dem Namen point de Malines), Möbeln, Leinwand, Leder, Teppichen, Kerzen, Stecknadeln etc. Auch bestehen daselbst bedeutende Brauereien, Glokkengießereien, eine Kupferschmelze und große Werkstätten der Staatseisenbahnen. Der Handel ist gegen früher sehr gesunken. M. hat ein Athenäum, Staatsmittelschulen für Knaben und Mädchen, zwei erzbischöfliche Seminare, einen Botanischen Garten (mit der Büste des 1517 hier gebornen Botanikers Dodonäus), ein Museum (Sammlung städtischer Altertümer), eine Malerakademie, mehrere gelehrte Gesellschaften und ist Sitz des Kardinalerzbischofs und eines Tribunals. – Seit 980 zum Stift Lüttich gehörig, später, unter den bischöflichen Schirmvögten aus dem Haus Berthout, Hauptort eines fast unabhängigen Territoriums und seit dem 13. Jahrh. eins der wirtschaftlichen Zentren im untern Scheldegebiet, ward M. 1333 an Flandern verkauft, war 1347–57 im Besitz Brabants und fiel 1369 durch Heirat an Burgund. 1473–1794 Sitz des Obergerichtshofs für die burgundischen, bez. spanischen und österreichischen Niederlande, in der ersten Hälfte des 16. Jahrh. häufig auch Residenz der habsburgischen Fürsten, ist M. seit 1560 Sitz eines den Titel Primas (s. d.) führenden Erzbischofs und die geistliche Hauptstadt Belgiens. Vgl. David, Geschiedenis van de stad Mechelen (Löwen 1854); A. Matthieu, Histoire du grand conseil de Malines (Brüssel 1874); A. Schäffer, Historische aanteekeningen rakende de kerken etc. der stad Mechelen (Mech. 1879, 2 Bde.); Coninckx, Malines sous la République française (das. 1894); Neefs, Histoire de la peinture et de la sculpture à Malines (Gent 1876, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 498.
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