Elektrische Kondensatoren

[627] Elektrische Kondensatoren (Verdichtungs- oder Ansammlungsapparate der Elektrizität) bestehen aus zwei durch eine isolierende Schicht (Luft, Harz, Glas) getrennten leitenden Flächen, deren eine isoliert, die andre gewöhnlich zur Erde abgeleitet ist. Durch die gegenseitige Influenz (s. Elektrische Influenz) wird die Spannung (das Potential) auf der ersten Platte vermindert und damit ihr Fassungsvermögen (die Kapazität) erhöht, so daß sie von der Elektrizitätsquelle her mehr Elektrizität aufzunehmen vermag, als[627] sie dies ohne die Gegenwart der zweiten Platte imstande wäre. Ist F der Inhalt der einen leitenden Fläche in Quadratmetern, d die Dicke der isolierenden Schicht in Metern und η die Dielektrizitätskonstante (s. Elektrische Influenz), so ist die Kapazität des Kondensators = (η.F)/(9.109.4πd) Farad, d.h. dies ist die Ladung in Coulomb‚ die er bei 1 Volt aufzunehmen vermag. Die elektrischen Kondensatoren zerfallen in zwei Klassen, von denen die eine, für die der Ausdruck Kondensator (s. d.) vorzugsweise gebraucht wird, dazu dient, sehr schwache Elektrizität, die für sich am Elektroskop keinen Ausschlag gibt, so weit anzuhäufen, daß sie elektroskopisch wahrnehmbar wird. Die zweite Klasse, zu der die Franklinsche Tafel und die Leidener Flasche (s. d.) gehören, hat die Bestimmung, die Elektrizität stärkerer Elektrizitätsquellen anzusammeln. Beispielsweise ist nach obiger Formel die Ladung einer quadratischen Franklinschen Tafel, deren Belegung 0,5 m Seitenlänge hat (somit F = 0,25 qm) und deren Glasdicke = 2 mm = 0,002 m, wenn η = 5, bei einer Spannung von 30,000 Volt = (5.0,25.30,000)/(9.109.4π.0,002) = 0,167 Tausendstel Coulomb = 167 Mikrocoulomb. Die meisten Kondensatoren zeigen Rückstandsbildung, d.h. einige Zeit nach der Entladung erweisen sich die Belegungen abermals, wenn auch bedeutend schwächer, geladen (s. Elektrische Influenz).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 627-628.
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