Elektrizitätsgesellschaft, Allgemeine

[665] Elektrizitätsgesellschaft, Allgemeine, in Berlin, das größte Elektrizitätsunternehmen Deutschlands, hervorgegangen aus einer Studiengesellschaft, die von Rathenau gegründet war, um die von der Compagnie continentale Edison erworbenen Patente für das von Edison auf der internationalen Ausstellung in Paris 1881 ausgestellte Beleuchtungssystem mittels Glühlampen zu erproben. 1883 wurde diese Studiengesellschaft unter der Firma »Deutsche Edisongesellschaft für angewandte Elektrizität« zu einer Aktiengesellschaft mit einem Anfangskapital von 5 Mill. Mk. erweitert. Diese Gesellschaft vermochte ihre Verbindlichkeiten gegenüber den Inhabern der Edisonpatente bald vollständig abzulösen und nahm 1887 die jetzige Firma »A. E. G. Berlin« an, wobei sie ihr Aktienkapital auf 12 Mill. Mk. erhöhte. Seitdem hat sich die Gesellschaft ungemein glücklich entwickelt. Au Dividenden wurden 1896/97–1899/1900: 15 Proz., dann 1900/1901: 12 Proz. und 1901/1902: 8 Proz. gezahlt, das Aktienkapital betrug 30. Juni 1902: 60 Mill. Mk., die Reservefonds 30 Mill. und die Obligationen 28 Mill. Mk. Die Tätigkeit der Gesellschaft erstreckt sich besonders auf Beleuchtungsanlagen, Kraftübertragungen, Zentralstationen, elektrische Eisenbahnen und elektrochemische Anlagen. Alle hierzu erforderlichen Maschinen, Apparate, Leitungsmaterialien werden in eignen Fabrikbetrieben hergestellt. Die Gesellschaft besitzt für diese Zwecke eine Maschinenfabrik, eine Apparatenfabrik, Kabelwerk und Glühlampenfabrik. Die Zahl der Angestellten und Arbeiter betrug 1. Okt. 1902: 14,897. In mehr als 100 Städten des In- und Auslandes besitzt die Gesellschaft Bureaus und Vertretungen. In der Maschinenfabrik wurden 1889/90: 507 Dynamos und Motoren von 6,380,000 Watt hergestellt, 1901/1902: 15,283 Maschinen von 155,929,000 Watt. Bis Anfang 1903 wurden ausgeführt, bez. befinden sich noch im Bau: 340 Zentralstationen mit einer Gesamtleistung von 396,000 Pferdekräften. Seit 1. Juli 1903 ist die zwischen der Allgemeinen E. und Union-Elektrizitätsgesellschaft getroffene Interessengemeinschaft in Kraft getreten, wonach die Direktion der Allgemeinen E. in den Vorstand der Union-Elektrizitätsgesellschaft eintritt und die Direktoren der Union-Elektrizitätsgesellschaft in die Direktion der Allgemeinen E. Vgl. Hasse, Die Allgemeine E. (Heidelb. 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 665.
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