[829] Entartungsreaktion, die krankhafte Veränderung der elektrischen Erregbarkeit der motorischen Nerven und der Muskeln. Setzt man bei Untersuchung mit dem konstanten Strom die Anode auf das Brustbein, die Kathode auf den Untersuchungsort, so tritt bei Schluß der Kette unter normalen Verhältnissen als erste Reaktion stets Zuckung auf (Kathodenschließungszuckung, KSZ). Bei Vermehrung der Elementenzahl verstärkt sich die Zuckung bis zum Tetanus (Kathodenschließungstetanus, KSTe). Beim Öffnen der Kette tritt selbst bei dieser Stromstärke keine Zuckung auf. Erst bei weiterer Steigerung erfolgt als äußerste Reaktion eine Kathodenöffnungszuckung (KOZ). Vertauscht man nun die Elektroden, so daß die Anode als Reizelektrode dient, so ist die erste Reaktion Zuckung bei Öffnung der Kette (AOZ); der Strom muß hierbei aber stärker sein als zur Hervorrufung der KSZ. Bei weiterer geringerer Verstärkung, doch auch ohne solche, zeigt sich auch Zuckung bei Anodenschluß (ASZ). Als letzte Reaktion erhält man bei genügend starkem Strom Tetanus bei Schluß der Kette (ASTe). Es folgt also der Reihe nach bei allmählich wachsender Stromstärke KSZ, AOZ, ASZ, KSTe, KOZ, ASTe (normale Zuckungsformel). Alle diese Reaktionen treten[829] prompt, blitzähnlich ein, und die Zuckungen sind von ganz kurzer Dauer. Abweichungen zeigen sich in Steigerung, viel häufiger in Herabsetzung der Erregbarkeit und gleichzeitig in einer Veränderung der Zuckungsart und der Reaktion auf die beiden Elektroden. Man spricht von unvollkommener E., wenn der Nerv noch durch den konstanten Strom erregbar ist, der Muskel aber schon die Änderung der Zuckungsformel (Überwiegen der Anodenzuckung, träger, wurmförmiger Charakter der Zuckung) erkennen läßt; von vollkommener E., wenn der Nerv nicht mehr erregbar ist und der Muskel nur noch schwach oder auch nicht mehr reagiert. Dieses Verhalten gegen den elektrischen Strom dient als wichtiges Erkennungszeichen vieler Krankheiten.