Epiphysenlösung

[870] Epiphysenlösung, Trennung des Gelenkendes (Epiphyse) von dem Schaft (Diaphyse) der langen Röhrenknochen. Diese Lösung ist dadurch ermöglicht, daß, solange der Knochen wächst, also etwa bis zum 20. Lebensjahre, zwischen Epiphyse und Diaphyse eine Knorpelscheibe bestehen bleibt, nach deren Aufsaugung erst Gelenkende und Schaft knöchern miteinander verschmelzen. Die E. wird durch sehr große äußere Gewalt herbeigeführt (traumatische E.), z. B. bei Einwirkung eines Maschinenrades auf den hineingeratenen Arm, bei kräftiger Extraktion des Fötus bei schwerer Geburt etc. Die Diagnose der traumatischen E. ist schwer, oft unmöglich. Die Behandlung sucht Schaft und Gelenkende in die normale Lage zu bringen und in dieser durch Verbände zu fixieren, damit Heilung erfolgt. Kommt es dabei aber zu vorzeitiger Verwachsung zwischen Epi- und Diaphyse, so bleibt der Knochen im Wachstum zurück, und eine zu kurze Extremität ist die Folge. Auf solche Weise können erhebliche Deformationen entstehen. – In andern Fällen entsteht E. infolge von schwerer Knochenmarksentzündung, Osteomyelitis, die häufig die Extremitäten der langen Röhrenknochen befällt, am häufigsten jene, die das schnellste Wachstum haben. Die Heilungsbedingungen sind in solchen Fällen meist sehr ungünstige.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 870.
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