Farce

[331] Farce (franz., spr. farße, v. lat. farcire, »einlegen«, Partizip farsa), unsrer dramatischen Posse entsprechendes Bühnenstück. Der Ursprung der F. ist vielleicht auf die Gesellschaft der Clercs de la Basoche in Paris zurückzuführen. Wenigstens zeigt die F. später juristische Einflüsse und bringt gern Prozesse auf die Bühne (wie der berühmte Patelin). Nach andern sind die Farcen aus den Karnevalsaufführungen der Narrengesellschaften hervorgegangen. Vgl. Viollet le Duc, Ancien théâtre français, Bd. 1–3 (Par. 1854); Fournier, Théâtre français avant la Renaissance (2. Aufl. 1880); Mabille, Choix de farces, etc., des XV. et XVI. siècles (Nizza 1872–73, 2 Bde.); Picot und Nyrop, Nouveau recueil de farces françaises (1880). Die bedeutendste Sammlung ist der »Recueil de farces« von Leroux de Lincy und F. Michel (1837, 4 Bde.), worin 48 Farcen aus Rouen und Umgegend, die zwischen 1500 und 1550 ausgeführt wurden; doch ist dies Werk sehr selten. Am reichsten an Dichtungen dieser Art (farsas) war das spanische Theater, wo sie zuerst von dem portugiesischen Dichter Gil Vicente (gest. 1557) eingeführt wurden; Meisterstücke dieses Genres voll Geist und lebensfrischen Humors lieferte Cervantes in seinen »Entremeses«. Das englische Theater gibt allen kleinern Lustspielen, die nicht auf den Namen einer Komödie Anspruch machen können, den Namen F., der eigentlichen F. aber den Namen Burleske. – Über F. in der Kochkunst s. Farcieren.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 331.
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