Folengo

[745] Folengo (spr. folénggo), Teofilo, ital. Dichter, bekannter unter dem selbstgewählten Namen Merlino Coccajo, geb. 8. Nov. 1491 in Cipada (jetzt verschwunden) bei Mantua, gest. 9. Dez. 1554 im Kloster Santa Croce zu Campese bei Bassano, trat 1509 zu Brescia in den Benediktinerorden, verließ jedoch 1515 infolge eines Liebesverhältnisses das Kloster und führte jahrelang ein abenteuerndes Leben. Durch die Nok gezwungen, weilte er 1520–24 wieder im Kloster, lebte dann 1530–33 auf dem Kap der Minerva bei Salerno als Einsiedler und bewohnte seit 1534 wieder[745] verschiedene neapolitanische und sizilische Klöster, seit 1543 Santa Croce zu Campese. F. hat zuerst die sogen. Makkaronische Poesie (s.d.) mit Glück behandelt. Sein Epos »Macaroneae« erschien unter dem Namen des Merlino Coccajo zuerst Venedig 1517 in 17, dann 1521, durch satirische Einschaltungen besonders gegen die Mönche vermehrt, in 25 Gesängen und enthält neben andern burlesken Gedichten »Baldus« und »Moscaea« (Mückenkrieg); Rabelais hat ihm manches entlehnt. Unter dem Namen Limerno Pitocco schrieb er das satirische Epos »Orlandino« (Vened. 1526 u. öfter, Lond. 1773), um die Rolandssage lächerlich zu machen, und das »Chaos del tri per uno« (Vened. 1527), in dem er in makkaronischer, italienischer und lateinischer Poesie und Prosa die Begebenheiten seines eignen Lebens erzählt. Einige religiöse Gedichte, die er in seinen spätern Lebensjahren schrieb, um die Sünden seiner frühern abzubüßen, wie »L'umanità del figliuolo di Dio« (Vened. 1533), sind ohne Bedeutung. Seine makkaronischen Gedichte sind am vollständigsten gedruckt als »Opus maccaronicum« (Amsterd. Mantua! 1768–71, 2 Bde.) und neuerlich herausgegeben von Portioli: »Le opere maccheroniche di Merlino Coccaio« (Mantua 1882 bis 1889, 3 Bde.). Die »Moscaea« wurde deutsch bearbeitet von Hans Christoph Fuchs dem ältern als »Mückenkrieg« (1580; hrsg. von Genthe, Eisl. 1833). Vgl. Dalmistro, Elogio di Teofilo F. (Vened. 1808); A. Luzio, Nuove ricerche sul F. (im »Giornale storico della letteratura italiana«, 1889).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 745-746.
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