Fruchtholz

[180] Fruchtholz, die kleinen Zweige des Obstbaums, an denen sich die Früchte bilden. Man unterscheidet: Fruchtruten (Fig. a), schwache, seltenständige, oft etwas gebogene, 15–30 cm lange Zweige, die beim Kernobst Blätterknospen oder kurze Fruchttriebe, beim Steinobst Blütenknospen oder Bukettzweige entwickeln. Beim Pfirsichbaum trägt die Fruchtrute an der Spitze gewöhnlich eine Holzknospe, sonst aber in ihrer ganzen Länge zu drei stehende Knospen, von denen die beiden äußern Blütenknospen, die mittlere eine Holzknospe ist. Fruchtspieße, 2–10 cm lange, steife, seitenständige Zweige mit nahe beisammenstehenden Knospen. Sie haben beim Kernobst an der Spitze eine Blattknospe, beim Steinobst außer der Endknospe eine Blütenknospe und hier also wirkliche Fruchtorgane, während sie wie die Fruchtruten beim Kernobst nur in der Entwickelung begriffenes F. repräsentieren. Ringelspieße (b), Kurztriebe, bis 5 cm lange Zweige an Kernobst, mit durch die Narben abgefallener Blätter gebildeten wulstigen Ringen, in denen sehr kleine, spitze Knospen sitzen. An der Spitze steht immer eine stark entwickelte Blätter- oder Blütenknospe. Fruchtkuchen, Anschwellungen an der Spitze der Fruchtruten des Kernobstes, und zwar besonders bei Birnen an Stellen, wo einmal eine Frucht gesessen hat, verästeln sich durch seitlich entstehende Knospen und geben dann das Quirlholz (c) in Form kleiner, zackiger, knorriger Aste, die in ihrer ganzen Länge mit Fruchtspießen, Ringelspießen, Fruchtkuchen, Blätter- und Blütenknospen besetzt sind und auf Jahre hinaus Fruchtbarkeit verheißen.

a Fruchtrute des Pfirsichbaums; b Ringelspieße; c Quirlholz, X Fruchtkuchen; d Bukettzweig.
a Fruchtrute des Pfirsichbaums; b Ringelspieße; c Quirlholz, X Fruchtkuchen; d Bukettzweig.

Bukettzweige (d) vertreten beim Steinobst die Ringelspieße, sind nur wenige Zentimeter lang und tragen an der Spitze eine Holzknospe und unter dieser[180] dicht zusammengedrängt mehrere Blütenknospen. Sie bleiben nur wenige Jahre in Tätigkeit, erzeugen sich aber immer aufs neue. Der rationelle Obstbaumschnitt hat auf das F., seine Hervorrufung, Erhaltung und Verjüngung Rücksicht zu nehmen, wie auch bei der Ernte die größte Schonung des Fruchtholzes dringend geboten ist.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 180-181.
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