[78] Verjüngung, die Erneuerung oder Fortpflanzung eines Lebewesens ohne geschlechtliche Erzeugung. Unter diesem Begriff faßt man zusammen: 1) die V. durch Entwickelung von Knospen, Schößlingen, Trieben, Ranken etc., die in Verbindung mit dem Mutterstock bleiben (wie beim Neuergrünen der zwei- und mehrjährigen Pflanzen, dem Weitersprossen der Stockkorallen etc.) oder sich auch neu (wie Stecklinge) einwurzeln können. Soz. B. schlagen die Schößlinge der Brombeeren an der Spitze adventive Wurzeln, die sich später verkürzen und dadurch die Winterknospen samt dem Sproßgipfel in den Boden hinabziehen; ebenso biegt sich der nicht blühende Mittelzweig des dreiteiligen Stengels der Veronica Chamaedrys im Herbst zum Boden und erzeugt durch Einwurzelung eine neu verjüngte Pflanze. In andern Fällen lösen sich Sporen, Knollen, Zwiebelchen freiwillig von der Mutterpflanze ab und wurzeln selbständig im Boden, z. B. beim Scharbockkraut (Ranunculus Ficaria, vgl. Vermehrung der Pflanzen); 2) die V. durch Selbstteilung bei nachheriger oder schon vorher begonnener Sprossung findet sich namentlich bei niedern Pflanzen und Tieren, z. B. bei Süßwasserpolypen (Hydra), die Knospen bilden, die sich ablösen und selbständig leben, bei Hydroidpolypen, aus denen Medusen absprossen, bei Ringelwürmern, namentlich Naiden, die sich durch Sprossung verlängern und dann in zwei und mehr Individuen zerfallen, bei Seesternen und andern Stachelhäutern, die sich freiwillig in mehrere Stücke teilen und sich dann durch Neusprossung zu ebenso vielen vollständigen Individuen ergänzen (vgl. Regeneration). 3) Hat man auch das Auftreten niederer Tiere in immer neuen, veränderten Gestalten (s. Metamorphose) sowie die Häutung, Mauserung, Geweiherneuerung der Tiere etc. zu den Verjüngungserscheinungen gerechnet, ja alles Weiterwachstum durch Hinzufügung gleichartiger Glieder als V. betrachtet; im weitern Sinne gehört auch die geschlechtliche Fortpflanzung hierher, die das Lebewesen auf seine Anfangsstufe zurückführt. Deren Vorgängerin ist aber die Konjugation bei den Protozoen und speziell bei den Infusorien, bei der sich die beiden Paarlinge nach Austausch der Geschlechtskerne im Gegensatz zur Befruchtung der Metazoen wieder trennen, so daß man hier vor allem von einer V. gesprochen hat, die vielleicht eine Erneuerung und Verbesserung der ganzen Organisation zur Folge hätte. Vgl. A. Braun, Betrachtungen über die Erscheinung der V. in der Natur (Leipz. 1851); Schultz-Schultzenstein, Die V. im Pflanzenreich (Berl. 1851) und im Tierreich (das. 1854). Über forstliche V. etc. s. Bestandsgründung u. Wiese; V. von Gehölzen im Gartenbau, s. Pflanzenpflege, S. 728.