Getto

[772] Getto (ital. ghetto), Judenviertel, Judengasse, heißt in italienischen und orientalischen Städten der den Juden zur Wohnung angewiesene Stadtteil, wo sie, wie in den deutschen Judengassen (z. B. in Prag, Frankfurt a. M., Mainz u. a. O.), den spanischen Juderias, von den nichtjüdischen Bewohnern abgesondert lebten. Die Etymologie des Wortes ist unsicher. Nach einigen soll es mit ital. getto (Gießerei) zusammenhängen, weil das erste G. (in Venedig) in der Nähe von Gießereien lag. Andre leiten es vom ital. ghetto, franz. guet ab, dem das altdeutsche gat oder git, das »Vereinigung« bedeutet, zugrunde liegt, oder von dem talmudischen Get (Scheidungsurkunde), oder betrachten es als Abkürzung des italienischen Borghetto (Flecken). Wo in der Neuzeit jüdische Auswanderer aus Rußland und Rumänien sich in größerer Anzahl angesiedelt haben, wie in London und New York, sind freiwillige Ghetti entstanden. Das Leben der Juden im G. hat die »Ghettonovelle« gezeitigt, besonders durch A. BernsteinVögele Maggid« und »Mendel Gibbor«); L. Kompert (»Geschichten aus dem Ghetto«, »Böhmische Juden«, »Geschichten einer Gasse«, »Am Pflug« u. a.); S. KohnGabriel« und »Prager Ghettobilder«); J. Zangwill (»Der König der Schnorrer«, »Kinder des Ghetto« u. a. aus dem Englischen) u. a. Das berühmte G. in Rom, das jetzt gänzlich beseitigt ist, errichtete Papst Paul IV. 1556.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 772.
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