[581] Haarseil (Eiterband, Setaceum), ein früher beliebtes, jetzt nicht mehr gebräuchliches Mittel, das die Erregung einer künstlichen Entzündung bewirkt, um dadurch eine tiefer gelegene, unzugängliche Entzündung gleichsam abzuleiten und den ursprünglichen Krankheitsherd somit zu beseitigen. Man hebt die Haut in möglichster Nähe des erkrankten Organs oder im Nacken zu einer Falte empor, durchsticht diese Hautfalte an ihrer Basis mit einem spitzen Messer oder der breiten, geöhrten Haarseilnadel und zieht ein aus Roßhaaren zusammengedrehtes Seil oder einen an den Seiten ausgefransten Leinwandstreifen oder einen Lampendocht durch die Hautöffnungen hindurch. Der Leinwandstreifen oder das H. bleibt mehrere Tage in der Hautwunde liegen, bis etwa am vierten Tag Eiterung eingetreten ist, und kann dann beliebig erneuert werden. Auch bei Tieren hat die Verwendung des Haarfeils fast ganz aufgehört.