[632] Hainbuche (Hornbaum, Carpinus L., hierzu Tafel »Hainbuche I und II«), Gattung der Betulazeen, Bäume und Sträucher mit spannrückigem Stamm, einfachen, längs der Seitennerven gefalteten Blättern, endständigen weiblichen Blütenkätzchen an Langtrieben, endständigen männlichen an blattlosen oder armblätterigen Kurztrieben und nußartiger, längsrippiger, einsamiger Frucht mit dreispaltiger, offener Fruchthülle. Man kennt zwölf Arten in Mittel- und Südeuropa, Mittel- und Ostasien und im atlantischen Nordamerika bis Mexiko. Die H. (Hagebuche, Weißbuche, Jochbaum, C. Betulus L.), ein schöner, 2030 m hoher Baum mit deutlichen, den Stamm etwas spiralig umziehenden Längswülsten, schwachen, meist sehr langen, aufwärts gerichteten Ästen und Zweigen, hell silbergrauer, meist sehr glatter Rinde, buchenähnlichen Blattknospen, kurzgestielten, elliptischen, fast kahlen, scharf doppelt gesägten, parallelrippigen Blättern, mit der Belaubung erscheinenden, unansehnlichen Blüten und von den Kelchzähnen gekrönter Nuß. Die Wurzel verläuft flach im Boden. Die H. findet sich in Deutschland und den Nachbarländern, ist schon in der Schweiz selten und fehlt jenseit der Alpen und Pyrenäen, anderseits geht sie durch Rußland bis zum Kaukasus und bis nach Persien; sie verlangt denselben Standort wie die Buche, ist aber etwas genügsamer und gedeiht auch auf trocknerm Boden. Sie wächst in der Jugend lange buschig und trägt frühzeitig und reichlich Samen, der[632] häufig erst im zweiten Frühjahr keimt. Sie erreicht ein Alter von 300400 Jahren, geht aber auf trocknem, heißem Standort im Alter von 80100 Jahren zurück. Von Krankheiten und Feinden hat sie kaum zu leiden, auch nicht durch Spätfröste. Die H. bildet bei uns selten reine, geschlossene Bestände, wohl aber östlich von der Weichsel, wo sie an die Stelle der Rotbuche tritt. Sie liebt mehr die Vorberge und das Hligelland als das Gebirge, geht im Harz bis 400, im Bayrischen Wald bis 700, in den Vogesen bis 800, in den Alpen bis 1100 m. Schatten ertragend und von zäher Ausdauer, findet sie sich überall einzeln in die Laubwälder eingesprengt. Unempfindlich gegen periodische Überschwemmungen, gedeiht sie besonders gut in Flußniederungen und Waldtälern mit frischem oder feuchtem Boden, flieht jedoch sauren Boden und stauende Nässe. An trocknen Kalkhängen gedeiht sie im Niederwaldbetrieb mit kurzem Umtrieb oft von allen Laubhölzern allein. Ihre bedeutende Ausschlagsfähigkeit und die Fähigkeit, Absenker zu treiben, macht sie zur Füllung der Lücken in Niederwäldern sehr geeignet. Ebenso gibt sie gute Hecken. Für den Anbau erzieht man junge Pflanzen im Saatkamp und verpflanzt sie mit 46 Jahren ins Freie, da Freisaaten sehr durch Graswuchs leiden. Die dreijährigen Pflänzchen versetzt man in den Pflanzkamp, wo sie bis zur Verwendung im Freien verbleiben. In manchen Gegenden werden ständige Weideflächen u. dgl. mit Hainbuchen im Kopfholzbetrieb besetzt. Man pflanzt dann in einer Entfernung von 56 m zwischen den einzelnen Stämmen starke Hainbuchenpflanzen (Heister), die man alle 68 Jahre köpft, und gewinnt, ohne den Graswuchs wesentlich zu beeinträchtigen, eine bedeutende Menge geringen Brennholzes. Das Holz ist sehr hell, fast weiß, mit deutlichen, vielfach ausgebogten Jahresringen und z. T. sehr breiten, dabei äußerst seinen und meist in Gruppen dicht zusammengedrängten Markstrahlen. Es ist dicht, fest und schwer (daher der Name), sehr schwerspaltig und im Trocknen sehr dauerhaft. Auch nimmt es gute Politur an. Man benutzt es zu Maschinenteilen, Hobeln, Keilen, Stielen für Werkzeuge etc.