Haushaltungsschulen

[888] Haushaltungsschulen, Schulen, in denen Mädchen der ärmern Klasse, insbes. auch Fabrikarbeiterinnen, Anleitung in allen häuslichen Arbeiten erteilt wird. Sie sind teils Tages-, teils Stundenschulen. Die erstern werden von solchen Mädchen besucht, die während eines größern Teiles des Tages abkommen und demgemäß auch in allen Hausarbeiten unterwiesen werden können. In den Stundenschulen wird in kürzerer Zeit auf beschränkterm Gebiet Unterricht erteilt (Kochschulen). Abendschulen für Mädchen, die tagsüber dem Gewerbe nachzugehen haben, leiden unter dem doppelten Nachteil, daß die Schülerinnen ermüdet in den Unterricht eintreten und dieser wenig praktische Anschauung bieten kann. Vielfach haben Arbeitgeber und gemeinnützige Vereine oder Gemeindeverwaltungen (auch für die ländliche Bevölkerung) H. errichtet. Baden, neuerdings auch in Preußen Provinzen, Kreise, Städte gewähren für H. staatliche, bez. kommunale Geldunterstützungen. Mit Volksschulen lassen sich Unterweisungen in häuslichen Arbeiten nur in beschränktem Maße verbinden, umfassender kann der Unterricht sein, wenn er, wie in Württemberg, mit Fortbildungsschulen (s. d.) verbunden wird. Auch Seminare für Haushaltungslehrerinnen sind bereits an mehreren Orten begründet, so in Kassel, Charlottenburg, Bremen etc. Ein »Deutscher Verband für hauswirtschaftliche Frauenbildung« trat 1902 zusammen. Der preußische Kultusminister erließ 12. Jan. 1902 eine Prüfungsordnung für Hauswirtschaftslehrerinnen. Vgl. die Schriften über hauswirtschaftlichen Unterricht armer Mädchen von Ohly (Heft 6 der »Schriften des Deutschen Vereins für Armenpflege und Wohltätigkeit«, Leipz. 1888; vgl. dazu Heft 12 von 1890 und die Bemerkungen von K. u. H. Schrader, Berl. 1888), Kalle und Kamp (Wiesb. 1889 u. 1891), Kamp (»Über die Abendhaushaltungsschule zu Frankfurt a. M.«, Berl. 1890); M. Fischer-Des Arts, Anleitung zum Erteilen des Unterrichts in der Haushaltungskunde (Jena 1895); Cronberger, Praktische Naturkunde des Haushalts (2. Aufl., Berl. 1903); Blumberger, Einführung in die Haushaltungskunde (Bresl. 1903); Luneburg, Haushaltungskunde (3. Aufl., das. 1901); Eppler, Haushaltungskunde (Wolfenb. 1902); Nouvel, Haushaltungsunterricht (2. Aufl., Bresl. 1902); »Zentralblatt des Verbandes für hauswirtschaftliche Frauenbildung« (hrsg. von M. Nouvel, Leipz., seit 1903). Vgl. auch Artikel »Hauswirtschaft« und »Frauenfrage«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 888.
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