Herophĭlos

[230] Herophĭlos, nächst Hippokrates der bedeutendste Arzt des Altertums, um 300 v. Chr., aus Chalcedon, bildete sich unter Praxagoras in Alexandria. Seine Schule, die der Herophileer (s. Erasistratos), verbreitete sich von hier aus auch nach Pergamon. Er war epochemachend auf allen Gebieten der Anatomie, erkannte zuerst in den Nerven die Werkzeuge der Empfindung und Willenskraft, beschrieb sehr genau den Bau des Gehirns und des Auges, stellte zuerst eine Pulslehre auf und kam der Entdeckung der Milchgefäße im Gekröse vor Erasistratos schon sehr nahe. Zahlreiche Entdeckungen in der Detailanatomie werden noch heute nach ihm benannt (so der Zwölffingerdarm). Auch die allgemeine Pathologie und Therapie behandelte er, wobei er der Semiotik und Prognose größere Bedeutung als der Erklärung der Krankheitsursachen beimaß; ebenso machte er sich um die Erweiterung der Arzneimittellehre verdient, wußte aber auch die Bedeutung der Diätetik zu würdigen. Von seinen zahlreichen Schriften (»Anatomica«, über die Augen, über den Puls, über die Krankheitsursachen, über Geburtshilfe u. a.) sind nur Fragmente auf uns gekommen; wir kennen ihn allein nach dem, was Galen, Celsus u. a. von ihm berichten. Vgl. Marx, Herophilus (Karlsr. 1838).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 230.
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