[374] Marx, 1) Adolf Bernhard, Musiktheoretiker, geb. 15. Mai 1795 in Halle a. S., gest. 17. Mai 1866 in Berlin, hatte als Referendar in Halle und Naumburg bereits zwei Opern gedichtet und komponiert, als er, nach Berlin versetzt, die juristische Laufbahn aufgab und sich als Privatmusiklehrer eine Existenz zu schaffen suchte. 1824 begründete er die »Berliner allgemeine musikalische Zeitung«, die er bis 1832 redigierte; auch wurde er Mitarbeiter an Gottfried Webers »Cäcilia« sowie später an dem Schillingschen »Universallexikon der Tonkunst«. 1830 wurde er auf Verwendung Mendelssohns zum Professor der Musik an der Universität in Berlin und bald darauf auch zum Universitätsmusikdirektor ernannt, welche Ämter er bis zu seinem Tode bekleidete. Von der Mitdirektion des 1850 mit Th. Kullak und J. Stern begründeten Konservatoriums trat er schon 1855 zurück und zog es vor, Schüler privatim auszubilden. Sein Ansehen als Lehrer wuchs schnell seit Erscheinen seines Hauptwerkes: »Die Lehre von der musikalischen Komposition«[374] (Leipz. 183747, 4 Bde.), das mehrfache Auflagen erlebte (Bd. 1, 2 und 4 überarbeitet von H. Riemann, 188790). Die darin angebahnte Neuordnung des Kompositionsunterrichts markierte er scharf in der Schrift »Die alte Musiklehre im Streit mit unsrer Zeit« (Leipz. 1841), die eine heftige Fehde hervorrief (vgl. G. W. Finks »Der neumusikalische Lehrjammer«, 1841). Weitere Schriften M.' sind die »Allgemeine Musiklehre« (Leipz. 1839, 10. Aufl. 1884); »Ludw. van Beethovens Leben und Schaffen« (Berl. 1858; 5. Aufl. von Behncke, 1901, 2 Bde.); »Gluck und die Oper« (das. 1862, 2 Bde.); »Über Malerei in der Tonkunst« (das. 1828); »Über die Geltung Händelscher Sologesänge für unsre Zeit« (das. 1828); »Die Musik des 19. Jahrhunderts und ihre Pflege« (Leipz. 1855, 2. Aufl. 1873); »Vollständige Chorschule« (das. 1860); »Anleitung zum Vortrag Beethovenscher Klavierwerke« (das. 1863, 3. Aufl. 1898). Auch veröffentlichte er »Erinnerungen« (Berl. 1865, 2 Bde.). Nach seinem Tod erschien: »Das Ideal und die Gegenwart« (Jena 1867). Von M.' Kompositionen (darunter die Oratorien: »Mose« und »Johannes der Täufer«, Musik zu Goethes »Jery und Bätely« sowie kleinere Vokal- und Instrumentalkompositionen) hat keine einen nachhaltigen Erfolg gehabt.
2) Karl, sozialistischer Schriftsteller und Agitator, geb. 5. Mai 1818 in Trier, wo sein Vater Advokat war, aus ursprünglich jüdischer Familie (Mordechai), gest. 14. März 1883 in London, studierte in Bonn und Berlin Rechtswissenschaft, Geschichte und Philosophie, wurde Mitarbeiter und 1842 Redakteur der damals von Camphausen, Hansemann u. a. begründeten liberalen »Rheinischen Zeitung«; die radikale Richtung, die er der Zeitung gab, bewirkte jedoch schon im folgenden Jahr ihre Unterdrückung. M. siedelte hierauf nach Paris über und gab dort mit Arnold Ruge u. a. 1843 »Deutsch-französische Jahrbücher« und seit 1. Jan. 1844 das extrem sozialistische Blatt »Vorwärts« heraus. Er veröffentlichte in den Jahrbüchern unter anderm: »Einleitung zur Kritik der Hegelschen Philosophie« und 1845 mit Fr. Engels »Die heilige Familie oder Kritik der kritischen Kritik«, eine Streitschrift gegen Bruno Bauer zur Aufklärung des Publikums über »die Illusionen der spekulativen Philosophie« und über »die Idee des Kommunismus als die Idee des neuen Weltzustandes«. Im Januar 1845 aus Paris ausgewiesen, begab sich M. nach Brüssel und begann dort mit Fr. Engels sich der praktischen Agitation zu widmen. Er wurde Vizepräsident der Deutschen in der Internationalen demokratischen Gesellschaft und Mitglied des seit 1836 bestehenden kommunistischen geheimen »Bundes der Gerechten«. 1847 erschienen von ihm: »Discours sur le libre échange« und »Misère de la philosophie. Réponse à la, Philosophie de la misère' de Proudhon« (Brüssel 1847; deutsch 1885, 3. Aufl. 1895). 1848 veröffentlichte er mit Fr. Engels: »Das kommunistische Manifest«, in dem er seine materialistische Geschichtstheorie entwickelte und sein sozialistisches Programm aufstellte. Nach dem Ausbruch der Februarrevolution wurde M. Diktator des Geheimbundes. Im Begriff, als solcher nach Paris zu reisen, wurde er verhaftet und zur Abreise nach Deutschland gezwungen. Als auch hier die Revolution ausbrach, ging M. nach Köln, gab dort seit 1. Juni 1848 die »Neue Rheinische Zeitung« heraus und wurde einer der Führer der revolutionären Bewegung in der Rheinprovinz. Am 16. Mai 1849 ausgewiesen, wandte sich M. zunächst nach Baden, dann nach der Pfalz, später nach Paris. Auch von dort ausgewiesen, nahm er bis zu seinem Tode seinen Aufenthalt in London, nach verschiedenen Richtungen literarisch tätig, besonders für amerikanische Zeitungen, aber zugleich im Verkehr mit den radikalen Flüchtlingen aller Länder für seine revolutionären und sozialistischen Ideen agitierend. Unter anderm erschienen: »Der 18. Brumaire des Louis Bonaparte« (1852); »Enthüllungen über den Kommunistenprozeß zu Köln« (1853); »Zur Kritik der politischen Ökonomie« (1. Heft, Berl. 1859; neue Ausg. von Kautsky, Stuttg. 1897; s. unten), eine wissenschaftliche Darstellung der Marxschen Werttheorie und Geldlehre. Am 28. Sept. 1864 setzte M. auf einem Meeting in London den Beschluß der Gründung einer internationalen Arbeiterassoziation durch, die 1866 nach seinem Plan errichtet und von ihm bis 1872 geleitet wurde (vgl. Internationale). In den 1860er Jahren war sein Hauptbestreben darauf gerichtet, in Deutschland eine revolutionäre sozialdemokratische Partei gegenüber den Lassalleanern zu schaffen, da er das Programm Lassalles mißbilligte. Unter seiner Ägide gründete sein Freund und Schüler W. Liebknecht (s. d.) 1869 die sozialdemokratische Arbeiterpartei, die sich später (1875) mit den radikalen Lassalleanern zur sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands vereinigte. Von seinem unvollendet hinterlassenen Hauptwerk: »Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie«, erschien 1867 der erste Band (4. Aufl., Hamb. 1892), die Grundlagen seiner sozialistischen Anschauungen und die Hauptzüge seiner Kritik der bestehenden Gesellschaft, der kapitalistischen Produktionsweise und ihrer Folgen darlegend. Der zweite Band (»Der Zirkulationsprozeß des Kapitals«) erschien 1885, herausgegeben von Fr. Engels (2. Aufl. 1893), der dritte (»Der Gesamtprozeß der kapitalistischen Produktion«, 2 Tle.) 1894. Das Werk ist zwar das wissenschaftlich bedeutendste der sozialistischen Literatur, aber doch von viel geringerm Wert, als M. und seine Anhänger wähnen. Gesammelte Schriften aus dem literarischen Nachlaß von Karl M. und Friedrich Engels 184150 veröffentlichte F. Mehring (Stuttg. 190102, 3 Bde.). Ein neues Werk u. d. T. »Theorien über den Mehrwert« ist aus dem nachgelassenen Manuskript »Zur Kritik der politischen Ökonomie« von K. Kautsky herausgegeben worden (Bd. 1: Die Anfänge der Theorie vom Mehrwert bis Adam Smith, Stuttg. 1904; Bd. 2: David Ricardo, das. 1905, 2 Tle.). Sein Bildnis s. Tafel »Sozialisten II«. Vgl. K. Groß, Karl M., eine Studie (Leipz. 1885); G. Adler, Die Grundlagen der Karl Marxschen Kritik der bestehenden Volkswirtschaft (Tübing. 1887); v. Wenckstern, Marx (Leipz. 1896); Liebknecht, Karl M. (Nürnb. 1896); Kautsky, Karl M.' ökonomische Lehren, gemeinverständlich dargestellt (8. Aufl., Stuttg. 1903); Masaryk, Die philosophischen und soziologischen Grundlagen des Marxismus (Wien 1899); Weisengrün, Der Marxismus und das Wesen der sozialen Frage (Leipz. 1900); F. Oppenheimer, Das Grundgesetz der Marxschen Gesellschaftslehre (Berl. 1903); Koppel, Für und wider Karl M. (Karlsr. 1905); Tugan-Baranowsky, Theoretische Grundlagen des Marxismus (Leipz. 1905).
3) Friedrich, Philolog, geb. 22. April 1859 in Darmstadt, studierte in Gießen und Bonn, war Mitglied des archäologischen Instituts in Athen und Rom, habilitierte sich 1887 in Berlin und wurde 1888 außerordentlicher Professor in Rostock, 1889 Ordinarius in Greifswald, 1893 in Breslau, 1896 in Wien, 1899 in Leipzig. Seine Hauptwerke sind: Ausgaben von »Incerti auctoris ad C. Herennium libri IV« (Leipz.[375] 1894), »Filastrii diversarum hereseon liber« (Wien 1898) und »C. Lucilii carminum reliquiae« (Leipz. 1905, 2 Bde.).
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