Infibulation

[823] Infibulation (lat.), Operation, die mechanisch die Ausübung des Beischlafs und den Mißbrauch der Geschlechtsteile verhüten soll; sie wird schon von Juvenal (in der 6. Satire) und Martial (»Epigramme« VIl, 81) erwähnt. CelsusDe medicina«, 7. Buch, Kap. 25,3) beschreibt die Operation und gibt an, daß sie zur Erhaltung der Stimme sowohl als der Gesundheit wegen gemacht wurde. Stieda nimmt an, daß die Umschnürung und der Verschluß der Vorhaut, wie sie an antiken griechischen und römischen Bildwerken sich zeigt, auf Schamhaftigkeit zurückzuführen sei. Die Entblößung der Eichel sollte auch bei heftigen Körperbewegungen dadurch vermieden werden. Zur Verhinderung der Onanie wurde die I. Ende des 18. Jahrh. warm empfohlen und auch im 19. Jahrh., untern anderm noch von v. Gräfe, ausgeführt. Man durchsticht die mäßig angespannte Vorhaut oder die kleinen Schamlippen mit einer Nadel, führt einen Bleidraht durch die Stichkanäle, läßt diesen vis zur Vernarbung liegen und vertauscht ihn dann mit der Fibula, einem verzinnten Metalldraht, den man ringförmig biegt und an den Enden zusammentötet. Die Operation wird heute nicht mehr angewendet, da sie ihrem Zweck nur unvollkommen entspricht und Schmerz verursacht.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 823.
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