[72] Operation (lat.), soviel wie Handlung im allgemeinen; man spricht von merkantilen, finanziellen, strategischen, militärischen etc. Operationen (s. unten). In der Mathematik heißt O. jede Tätigkeit, die mit mathematischen Gebilden oder Begriffen, sie seien nun geometrisch (Figuren) oder arithmetisch (Zahlen), vorgenommen wird. Rechenoperationen, meist zusammenfassende Bezeichnung für die vier elementaren Rechnungsarten, aber auch für die Wurzelausziehung etc. Vielfach ist O. gleichbedeutend mit Algorithmus und bezeichnet eine nach bestimmten Regeln vorzunehmende Tätigkeit, namentlich die gesetzmäßig erfolgende Verknüpfung verschiedener Vorstellungen und Begriffe miteinander. Da jede O. selbst ein Begriff ist, so kann man auch verschiedene Operationen miteinander verknüpfen, also Operationen auf sie ausführen, auf diese Weise entsteht ein Operationskalkul, d.h. ein Operieren (Arbeiten) mit Operationen. Soweit dieser rein mathematisch ist, bildet er einen Zweig der Gruppen- oder Substitutionentheorie (s. d.), im übrigen ist er Gegenstand des von Boole, Robert Graßmann, Ernst Schröder u.a. geschaffenen Logikkalkul (Algebra der Logik).
In der Medizin ist O. ein mechanischer Eingriff seitens des Arztes (Operateurs), vorgenommen am Körper des Kranken behufs Heilung oder Linderung von Krankheiten. In der Regel wird die Hand des Arztes von geeigneten Instrumenten unterstützt. Es gibt unblutige Operationen, wie Geraderichtung gekrümmter Glieder, das Beweglichmachen steifer Gelenke und ähnliches, und blutige, die mit Durchtrennung von Körpergewebe verbunden sind; letztere sind bei weitem häufiger. Selten wird subkutan operiert, d.h. ein Gebilde (Sehne) wird unter der Haut ohne deren Durchtrennung durch schnitten, indem man ein geeignetes schmales Messer in der Nähe durch einen kleinen Einstich einführt. Bei zweizeitigen Operationen sind zwei Akte der O. durch einen längern Zwischenraum getrennt. Man operiert z. B. einen Krankheitsherd in der Lunge, indem man die Brustwand durchschneidet, das die Lunge überziehende Brustfell an das Rippenfell näht und erst einige Tage später nach Verwachsung beider Brustfellblätter in das Lungengewebe einschneidet. Bei plastischen Operationen ersetzt man fehlende oder verstümmelte Teile durch Heranziehung, bez. Einheilung benachbarter Gewebsteile, z. B. eine fehlende Nase durch einen Hautlappen aus der Stirn. Schmerzlos operiert man durch allgemeine Betäubung (Narkose) oder Einspritzung gefühllosmachen der Flüssigkeiten in das Operationsgebiet. Blutleere (s. Amputation) wird durch Zusammenschnüren der zuführenden Schlagadern erzielt. Durch die Antisepsis (s. d.) sucht man Bakterienentwickelung in bereits infiziertem Operationsgebiet hintanzuhalten. Die Asepsis bezweckt durch Fernhaltung jeglicher Bakterieninfektion Wundkrankheiten zu verhüten. Die Haut des Kranken muß, möglichst nach vorausgeschicktem Bad, im Operationsgebiet rasiert, mit Seife, Alkohol und antiseptischen Flüssigkeiten gereinigt werden. Um bei der Narkose Erbrechen zu verhüten, soll der Kranke nüchtern sein. Die Hände des Arztes werden wie die Haut des Kranken behandelt; vielfach werden jetzt vom Operateur Gummihandschuhe getragen. Die Überkleider des Arztes sind in strömendem Dampf keimfrei gemacht. Häufig tragen jetzt die Ärzte baumwollene Kopfmasken, um zu verhüten, daß von Haupt- und Barthaar herabfallende Stäubchen die Wunde infizieren. Instrumente und Verbandstoffe werden in strömendem Dampf sterilisiert. Bei tiefen Wunden wird Abfluß der Wundflüssigkeit durch eingelegte Röhrchen (Drains) ermöglicht. Reine Wunden werden genäht, infizierte nur[72] lose ausgestopft. Gegen Abkühlung des Kranken muß das Operationszimmer stark geheizt sein; auch Operationstische mit Warmwasserheizung sind gebräuchlich. Der Raum muß hell sein und gute Beleuchtungseinrichtungen besitzen. Fußboden und Wände müssen eine solche Beschaffenheit haben, daß sie den Anforderungen der Antiseptik und Aseptik entsprechend gereinigt werden können. Man streicht deshalb die sorgfältig geglätteten Wände mit Öl oder bekleidet sie mit Glasplatten. Auch der Fußboden muß aus undurchlässigem Material bestehen. Außer dem Operationstisch und einem Operationsstuhl, Waschtisch etc. enthält das Operationszimmer auch Wasserleitung, einen Sterilisierapparat etc.
Militärische Operationen (Heeresbewegungen) sind die Unternehmungen größerer Heeresteile. Es gehören zu denselben sowohl die Märsche als auch Schlachten und Gefechte. Über Operationen auf der innern und äußern Linie s. Innere und äußere Linie. Die Gesamtheit der Operationen bis zur endgültigen Entscheidung bildet einen Feldzug (s. d.). Der Operationsplan bezeichnet den zunächst zu erreichenden Zweck und die dafür einzuschlagenden Wege; er kann nur auf kurze Zeit vorher entworfen werden, da ein Gefecht stets neue Vorbedingungen zu weiterm Handeln gibt. Jede O. ist auf ein bestimmtes Ziel (Operationsobjekt), meist die feindliche Armee selbst, gerichtet; die Vernichtung der letztern entscheidet in der Regel den Feldzug, wenn auch nicht immer sofort. Die Landschaft, in der eine O. ausgeführt wird, nennt man das Operationsfeld oder -Gebiet. Die Ausgangspunkte der O., von denen die Truppen ihre Nachschübe etc. beziehen, auf die sie nötigenfalls zurückgehen, in engerm Sinn ein leicht zu verteidigender Abschnitt, z. B. ein Fluß mit festen Plätzen, in weiterm meist das eigne Land, bilden die Operationsbasis, die Eisenbahnen und Straßen, die von derselben in Richtung auf das Operationsziel führen, die Operationslinien (s. Etappe). Der Operationsbefehl bezieht sich nur auf die Operationen, während der getrennt davon ausgegebene Tagesbefehl (Korps- etc. Tagesbefehl) den innern Dienst betrifft. Die Operationsbefehle werden von allen Kommandostellen mit deren Titel bezeichnet (Korpsbefehl, Divisionsbefehl etc.) oder mit der durch die Truppeneinteilung gegebenen Stelle (Avantgardenbefehl, Vorposten-, Detachementsbefehl).