Internationale Arbeiterkongresse

[889] Internationale Arbeiterkongresse, Vereinigungen von Vertretern sozialistischer Arbeiterparteien aller Länder. Den Anstoß zu diesen Kongressen gab nach dem Untergang der Internationale (s. d.) die Zentenarfeier der französischen Revolution. In den Tagen vom 14.–20. Juli 1889 wurde der erste Kongreß zu Paris in Gegenwart von 391 Delegierten aus Frankreich, Deutschland, England, Österreich, Belgien, Holland, Rußland etc. abgehalten. Weitere Kongresse fanden 1891 in Brüssel, 1893 in Zürich, 1895 in London, 1900 in Paris statt. Die Vertreter anarchistischer Gruppen waren seit 1891 von den Kongressen ausgeschlossen. Die internationalen Arbeiterkongresse stellten sich auf den Standpunkt des Klassenkampfes und erklärten sich für Vereinigung der Arbeiter der ganzen Erde zwecks Bekämpfung der kapitalistischen Herrschaft und Erlangung der politischen Macht. Im einzelnen forderten sie insbes. eine internationale Arbeiterschutzgesetzgebung, Vergesellschaftung des Eigentums, Beseitigung des Sweatingsystems, Einführung des Achtstundentags. Auf dem letzten Kongreß wurde die Errichtung eines ständigen Bureaus der sozialistischen Internationale beschlossen, das auch 1901 in Brüssel ins Leben trat. Die Verhandlungen der internationalen Arbeiterkongresse sind im Druck erschienen. – Außer diesen allgemeinen Kongressen sind auch internationale Kongresse einzelner Berufszweige, insbes. der Bergarbeiter, abgehalten worden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 889.
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