[391] Jürük (»Wanderer«), Nomadenvolk in Kleinasien, das in Zelten aus dunkler Ziegenwolle lebt. Seine Hauptbeschäftigung ist Viehzucht (Dromedare, Schafe, Ziegen) und Anfertigung von Teppichen, Matten und Flechtwerk, seine Hauptnahrung besteht in Milch und Käse. Ackerbau wird wenig getrieben, dagegen eifrig gejagt. Die Tracht besteht in kurzer, brauner Filzjacke, breitem Ledergürtel, in dem Waffen stecken, dunkeln kurzen Filzhosen und im Winter Wollstrümpfen. Sie sind Mohammedaner, haben Koran, Beschneidung, Imams, Hadschis etc., feiern aber weder Ramasan noch Bairam, und ihre sittsamen, fleißigen Frauen gehen unverschleiert. Den Militärdienst scheuen sie; von den Türken werden sie mißachtet, und Heiraten zwischen beiden Völkern finden nicht statt. Sie haben sich auch eine alte Sprache bewahrt, die geheim gehalten wird. Von Gestalt mittelgroß, lang- und hochköpfig und entschieden brünett, sind sie durchaus verschieden von den turkmenischen Nomaden des östlichen Kleinasien, die von den Türken gleichfalls als J. bezeichnet werden. Nach F. v. Luschan stammen sie aus Indien oder einem seiner nordwestlichen Nachbarländer und sind nahe Verwandte der Zigeuner. Bemerkenswert ist der Brauch, die Schädel durch Binden künstlich umzugestalten.