Jacquard

[130] Jacquard (spr. schakār), Joseph Marie, Mechaniker, geb. 7. Juli 1752 in Lyon, gest. 7. Aug. 1834 in Oullins bei Lyon, erlernte die Buchbinderei, ward hierauf Schriftgießer, ging dann zur Seidenweberei über und legte 1772 bei Lyon eine eigne Werkstätte zur Verfertigung gemusterter Seidenstoffe an, verlor aber darüber seine ganze Habe. Schon vor 1790 suchte er an den Zugstühlen für gemusterte Stoffe den Ziehjungen, der die vorgerichteten Schnüre nach bestimmter Ordnung anziehen mußte, um die Kettenfäden des Gewebes in der erforderlichen Weise zu jedem Einschuß zu heben, durch einen mechanischen Apparat entbehrlich zu machen. Während der Revolutionsunruhen nahm er an der Verteidigung Lyons gegen die Konventsarmee teil, floh 1793 nach der Einnahme der Stadt und diente bis 1795 in der Rheinarmee, kehrte aber bald nach Lyon zurück und führte hier 1801 endlich seinen Apparat aus. Er nahm nun zunächst die Konstruktion einer Maschine zum Netzstricken in Angriff, die ihm 1804 eine Anstellung im Pariser Konservatorium der Künste und Handwerke einbrachte. Hier lernte er Vaucansons Trommelmaschine kennen, eignete sich einige der darin verkörperten Gedanken an, wußte aber das Entlehnte mit größtem Scharfsinn zu verändern und gelangte so bis 1808 zu einer durchaus originalen Vorrichtung, die mit seiner ersten Maschine nicht die entfernteste Ähnlichkeit besaß. Trotz des Widerstandes der Stuhlarbeiter gelang es ihm, seinen Webapparat allmählich in den Lyoner Fabriken einzuführen, und so waren 1812 in Frankreich schon 18,000 Jacquardsche Webstühle im Gange, die seit 1815 auch in andern Ländern Eingang fanden. 1840 wurde auf dem Sathonayplatz in Lyon sein von Foyatier gearbeitetes Standbild errichtet. Vgl. Grandsard, J., sa vie, etc. (3. Aufl., Lille 1884); Kohl, Geschichte der Jacquardmaschine (Berl. 1873).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 130.
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