Kandertal

[556] Kandertal, das von der Kander, einem 44 km langen, linksseitigen Zufluß der Aare, durchflossene Tal im Berner Oberland, besteht aus drei Talstufen, deren oberste Gasterental (1875–1260 m) heißt. Im engern Sinne heißt K. die mittlere Talstufe, die sich von der Gasterenklus bis nach Frutigen 11 km weit erstreckt und die Gemeinde Kandergrund (mit [1900] 1099 Einw.) bildet. Hauptort derselben ist das Dorf Kandersteg, 1169 m ü. M., von hohen Alpengipfeln (Blümlisalp, Doldenhorn u. a.) umgeben, von wo aus die Gemmi (2302 m) nach Bad Leuk, der Lötschenpaß (2695 m) vom Gasterental in das Lötschental und der Tschingelpaß (2884 m) nach dem Lauterbrunner Tal führen. Unterhalb Frutigen öffnet sich rechts das Kiental, während sich westlich vom K. das diesem teilweise parallel laufende Diemtiger Tal, ein Seitental des Simmentales, hinzieht. Früher ergoß sich die Kander unterhalb Thun in die Aare selbst, lagerte aber Unmassen von Geschiebe (Kandergrien) dort ab und veranlaßte dadurch Stauungen im Fluß und Versumpfung der Uferländer, so daß 1711 die Berner Regierung den Hügelzug von Sträuligen in einem Tunnel von 1 km Länge durchbrechen und so die Kander unschädlich dem See zuleiten ließ. Vgl. Bachmann, Die Kander im Berner Oberland, ein ehemaliges Gletscher- und Flußgebiet (Bern 1870); K. Stettler, Das Frutigland (das. 1887).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 556.
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