Karisches Meer

[626] Karisches Meer (Karischer Golf), Teil des Nördlichen Eismeeres, zwischen Nowaja Semlja. der Insel Waigatsch und dem nordwestlichen Sibirien. Aus dem Karischen Meer führen nach W. und SW. in die Barentssee drei Straßen: Matotschkin Schar, die Karische Straße und die Jugorsche Straße (Jugorski Schar); nach NO. ist es offen. Es hat seinen Namen von dem Fluß Kara, der, vom Ural kommend, sich in dieses Meerbecken ergießt. Seine Ufer sind mit einer dürftigen baumlosen Polarflora bewachsen, aber die verhältnismäßig reiche Fauna lockt jeden Sommer zahlreiche Jäger herbei. Die Tiefe beträgt 30–90 m, nur längs der Ostküste von Nowaja Semlja zieht sich eine 500 m tiefe Rinne entlang. Die Eisbedeckung dauert bis spät in den Sommer hinein, und die westlichen Zugänge bleiben oft das ganze Jahr hindurch durch Eismassen verstopft, daher das Karische Meer von Karl Ernst v. Baer »Eiskeller« genannt wurde. Erst der Norweger Johannesen, der es im Spätsommer 1869 nach allen Richtungen durchkreuzte, zerstörte den Glauben an seine Undurchdringlichkeit. Später betonte namentlich Nordenskiöld, der 1875 als erster durch das Karische Meer zum Jenissei gelangte, die Brauchbarkeit dieses Weges für den sibirischen Handel; doch haben sich die anfangs gehegten Erwartungen wegen der Unzuverlässigkeit der Eisverhältnisse nicht erfüllt. S. Karte »Nordpolarländer«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 626.
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