[693] Kartoffelkäfer (Koloradokäfer, Leptinotarsa decemlineata Say), Käfer aus der Familie der Blattkäfer (Chrysomelidae), 10 mm lang, unbehaart,
rotgelb, mit elf schwarzen, von je zwei unregelmäßigen Reihen tieferer Punkte eingefaßten Längsstreifen auf den lichtgelben Flügeldecken, schwarzen Endgliedern der Fühlhörner, auch am Kopf, Halsschild, Bauch und an den Beinen schwarz gefleckt, nährt sich von den Blättern von Solanum rostratum und wohl auch von andern Solanazeen im Felsengebirge, besonders in den Tälern des Coloradoflusses, überwintert etwa 60 cm tief in der Erde, legt im Mai 7001200 rotgelbe Eier (s. Abbildung, a) auf die Unterseite der Blätter, aus denen die blutroten, später rotgelben, am Kopf und an den Beinen schwarzen, an den Seiten mit zwei Reihen schwarzer Flecke gezeichneten Larven (b-d) nach wenigen Tagen auskriechen, um sich nach 1720 Tage in der Erde zu verpuppen (e). Der nach weitern 1012 Tagen ausschlüpfende Käfer[693] erzeugt schon Mitte Juni die zweite Generation, der Anfang August eine dritte folgt. Der K. ist von seiner Stammpflanze auf die Kartoffel übergegangen und hat auf den Feldern die schrecklichsten Verwüstungen angerichtet. Seit 1859 ist der Käfer immer weiter nach O. vorgedrungen, etwa um 1865 überschritt er den Mississippi, und 1874 erreichte er den Atlantischen Ozean. Gegenwärtig ist der K. nördlich bis zu den Seen und Montreal, südlich bis Indiana Territory, Arkansas, Tennessee und Baltimore verbreitet. Er richtete bisweilen solche Verheerungen an, daß man den Anbau der Kartoffel zeitweise ganz einstellen mußte. Von den Kartoffelfeldern ist die Larve auch auf mehrere wildwachsende Pflanzen und auf Kohl und Tomaten übergegangen, so daß der Käfer auch durch diese verschleppt werden kann. Natürliche Feinde hat der K. in einer Schnellfliege, den Larven von Marienkäferchen, Wanzen, Raubkäfern, Erdkröten, Krähen und mehreren Vögeln. Man hat ihn auch durch Einsammeln des Käfers und der Larven, Zerdrücken der Eier und durch Bespritzen der Blätter mit Schweinfurtergrün zu bekämpfen gesucht. Beim Einsammeln ist aber Vorsicht geboten, weil Käfer und Larven einen Saft ausscheiden, durch den die Hände anschwellen. In Europa ist der Käfer 1877 erschienen, doch gelang es, durch energische Bekämpfung und entsprechende Vorbeugungsmaßregeln die weitere Verbreitung zu verhindern. Vgl. »Achtet auf den K.« (Plakat mit Abbildungen, im Auftrag des preußischen Ministeriums, Berl. 1888); Gerstäcker, Der Koloradokäfer (Kassel 1878); Krüger, Insektenwanderungen zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten (Stettin 1899).