August

[119] August, männlicher Taufname, Verkürzung des lat. Augustus (franz. Auguste, engl. Augustus, ital. Augusto oder Agosto, span. Augusto). Bemerkenswerte Fürsten dieses Namens sind:

[Braunschweig.] 1) A. der jüngere, Herzog zu Braunschweig-Wolfenbüttel, geb. 10. April 1579 in Dannenberg, gest. 17. Sept. 1666, siebenter Sohn des Herzogs Heinrich und der Prinzessin Ursula von Sachsen-Engern, wohl der gelehrteste Fürst seines Zeitalters, unter anderm unter dem Namen Gustavus Selenus (d. h. Augustus von Lunäburg) der Verfasser des lange maßgebenden Buches über »Das Schach- oder Königsspiel« (Leipz. 1616), dessen praktischer Teil indessen nur eine Übersetzung des Ruy Lopez ist. Aus der Erbschaft des 1634 erloschenen mittlern Hauses Braunschweig-Wolfenbüttel fiel ihm 1635 das Fürstentum Wolfenbüttel zu, das freilich bis 1643 von den Kaiserlichen besetzt blieb. Seine in Hitzacker begründete Bibliothek vermehrte er bis auf 180,000 Bände, darunter wertvolle Handschriften, und schrieb davon eigenhändig einen mehrbändigen Katalog. Auch der Fruchtbringenden Gesellschaft gehörte er an. A. ist Begründer der jüngern Wolfenbüttelschen Linie des Hauses Braunschweig. Vgl. Bethmann, Herzog A., der Gründer der Wolfenbütteler Bibliothek (Wolfenb. 1863); Koldewey, Die Schulgesetzgebung des Herzogs A. des jüngern von Braunschweig-Wolfenbüttel (Braunschw. 1887).

[Erzstift Magdeburg.] 2) A., Administrator des Erzstiftes Magdeburg, vor dessen (1648 festgesetzten) Anfall an Kurbrandenburg, zweiter Sohn des Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen, geb. 13. Aug. 1614 in Dresden, gest. 4. Juni 1680, wurde 1628 vom Domkapitel in Magdeburg an Stelle des geächteten Markgrafen Christian Wilhelm von Brandenburg zum Administrator postuliert und im Prager Frieden 1635 auf Lebenszeit anerkannt. Nach dem Tode seines Vaters (1656) erhielt A. zehn Ämter im kursächsischen Thüringen, die Stadt Weißenfels und die vier im Prager Frieden vom Erzstift abgerissenen Ämter Burg, Querfurt, Jüterbog und Dahme, aus denen sowie der 1659 angefallenen Grafschaft Barby 1663 das Fürstentum Sachsen-Querfurt gebildet wurde, und stiftete die Nebenlinie Sachsen-Weißenfels, die 1746 ausstarb. In Weißenfels erbaute er 1663 das schöne Residenzschloß Augustusburg. Seine Prachtliebe legte den Grund zur tiefen Verschuldung seiner Nachkommen.

[Oldenburg.] 3) A. Paul Friedrich, Großherzog von Oldenburg, Sohn des Herzogs Peter Friedrich Ludwig und der Prinzessin Elisabeth von Württemberg, geb. 13. Juli 1783, gest. 27. Febr. 1853, ging nach der Besetzung Oldenburgs durch die Franzosen 1811 mit seinem Vater nach Rußland, wo er Generalgouverneur von Reval wurde, nahm an den Kriegen von 1812–14 tätigen Anteil, kehrte 1816 nach Oldenburg zurück und vermählte sich 24. Juli 1817 mit der Prinzessin Adelheid von Anhalt-Bernburg-Schaumburg (gest. 1820). Seine zweite Gemahlin, Ida, eine jüngere Schwester der ersten, starb nach der Geburt des Erbgroßherzogs Nikolaus Friedrich Peter (geb. 8. Juli 1827). Ein Sohn aus seiner 1831 geschlossenen dritten Ehe mit der Prinzessin Cäcilie von Schweden, Herzog Elimar (geb. 1841), starb 17. Okt. 1895 auf Schloß Erlaa in Niederösterreich. Nach seines Vaters Tod (21. Mai 1829) trat A. als »Großherzog« die Regierung an, berief zur Beratung einer Verfassung 1848 einen Landtag, vollzog jedoch nur widerstrebend 18. Febr. 1849 das vereinbarte Staatsgrundgesetz, das dann 1852 revidiert wurde. Vgl. Mos le, Paul Friedrich A., Großherzog von Oldenburg (Oldenb. 1865).

[Preußen.] 4) A. Wilhelm, Prinz von Preußen, zweiter Sohn König Friedrich Wilhelms I. und Sophia Dorotheas, geb. 9. Aug. 1722 in Berlin, gest. 12. Juni 1758, jüngerer Bruder des nachmaligen Königs Friedrich II., war der Liebling seines Vaters, der ihm sogar wegen des Ungehorsams des ältesten die Thronfolge zuwenden wollte. Seit 1735 Fähnrich im Regimente des Kronprinzen, ward er bei der Thronbesteigung seines Bruders 1740 Chef dieses Regiments. Im August d. I. begleitete er seinen Bruder auf einer Reise bis Straßburg und verlobte sich 20. Sept. d. I. in Braunschweig mit der Prinzessin Luise Amalie, Schwester der Königin; die Vermählung fand 6. Jan. 1742 in Berlin statt. Der Prinz hatte am ersten Schlesischen Kriege teilgenommen und erhielt 30. Juni 1744 als voraussichtlicher Thronfolger den damals zum erstenmal verliehenen Titel eines »Prinzen von Preußen«, er beteiligte sich auch am zweiten Schlesischen Krieg und bezog nach dem Friedensschluß das Lustschloß zu Oranienburg. Im Siebenjährigen Kriege nahm er an den Schlachten bei Lobositz, Prag und Kollin teil, erhielt nach der letztern den Befehl, einen Teil des Trosses nach der Lausitz zu führen, hatte dabei Unglück und wurde deshalb vom König so hart und ungerecht getadelt, daß er sich von aller öffentlichen Tätigkeit zurückzog; lebte in Berlin und Oranienburg. Er malte mit Geschick. Den Titel »Prinz von Preußen« erhielt sein ältester Sohn, der spätere König Friedrich Wilhelmll.

5) Friedrich Wilhelm Heinrich A., Prinz von Preußen, jüngster Sohn des Prinzen August Ferdinand (s. Ferdinand), Neffe Friedrichs II., geb. 19. Sept. 1779 in Friedrichsfelde, gest. 19. Juli 1843 in Bromberg, führte seit 1803 als Major ein Grenadierbataillon und verwendete bereits das ganze dritte Glied zum Tirailleurdienst. Als Oberstleutnant führte er 1806 sein Bataillon in der Schlacht von Auerstedt, wurde dann bei Prenzlau gefangen, nach Frankreich gebracht und kehrte erst nach dem Friedensschluß Ende Oktober 1807 nach Berlin zurück. 1808 zum General und Chef der Artillerie sowie zum Chef des ostpreußischen Artillerieregiments ernannt, begann der Prinz die Reorganisation der Artillerie mit dem General v. Scharnhorst. 1813 folgte er dem Blücherschen Hauptquartier. Nach dem Waffenstillstand wurde er mit dem Kommando der 12. Brigade im Kleistschen Korps betraut und zeichnete sich in der Leipziger Schlacht 16. Okt. bei Markkleeberg, am 18. bei Probstheida aus. 1814 nahm er an allen Gefechten im März (Laon, Paris) teil, übernahm 1. April interimistisch das Kommando des 2. Armeekorps und leitete 1815 den Belagerungskrieg im nördlichen Frankreich. Nach dem Frieden nahm er als Generalinspekteur der Artillerie und Kurator der Artillerie- und Ingenieurschule die Umformung der Artillerie wieder auf und förderte die geistige Bildung des Offizierkorps. Von 1816 ab inspizierte der Prinz 27 Jahre lang alljährlich die verschiedenen Brigaden. 1889 wurde das 1. Feldartillerieregiment nach A. benannt. Der Prinz war der reichste Grundbesitzer des preußischen Staates. Der größte Teil seiner Besitzungen fiel nach den testamentarischen Bestimmungen Friedrich Wilhelms I. an die königliche Familie zurück, da A. nur illegitime Kinder hinterließ. Vgl. v. Puttkamer und v. Höpfner, Erinnerungsblätter aus dem Leben des Prinzen A. von[119] Preußen (Gotha 1869); »Aus dem kriegsgeschichtlichen Nachlaß des Prinzen A. von Preußen« (in den »Kriegsgeschichtlichen Einzelschriften« des preußischen Generalstabs, Heft 2, Berl. 1883).

[Sachsen bez. Polen.] 6) A., Kurfürst von Sachsen, zweiter Sohn Herzog Heinrichs des Frommen und Katharinas von Mecklenburg, jüngerer Bruder des Kurfürsten Moritz (s. d.), geb. 31. Juli 1526, gest. 11. Febr. 1586 in Dresden, folgte seinem Bruder Moritz 1553 in der Kurwürde. Wie dieser, ist er unter dem Gesichtspunkte des Territorialfürstentums zu würdigen: während das Territorialinteresse Moritzens den Protestantismus gerettet hat, setzt unter A. die für den Protestantismus verhängnisvoll gewordene reichspolitische und konfessionelle Engherzigkeit und Beschränktheit Kursachsens ein. Namentlich die Sorge vor den der Kur beraubten Ernestinern bestimmte A. zeitlebens zu engem Anschluß an die Habsburger und zu einer konfessionellen Friedenspolitik, die ihn in schroffen Gegensatz zu dem streitbaren Calvinismus und seinen deutschen Vorkämpfern brachten. Anfangs unterstützte er die Anhänger Melanchthons, die Philippisten oder Kryptocalvinisten, gegen die Flacianer, bis er 1574 plötzlich, von seiner Gemahlin Anna von Dänemark (s. Anna 10) angespornt, ihre Häupter verfolgte, worauf mit der Konkordienformel die starre lutherische Orthodoxie in Kursachsen zur Herrschaft gelangte. Auch mit unlautern Mitteln seine landeshoheitlichen Rechte und sein Besitztum zu vermehren, verschmähte A. nicht. So benutzte er die Vormundschaft über die Söhne Johann Wilhelms von Sachsen-Weimar, um sich auf ihre Kosten an der hennebergischen Erbschaft zu bereichern. Für Sachsen selbst hat er als Staatswirt Bedeutendes geleistet. Durch die Aufnahme flüchtiger Niederländer, durch Verbesserung der Straßen und des Münzwesens, Begünstigung der Leipziger Messen hoben sich Gewerbfleiß und Handel; die treffliche Bewirtschaftung der fürstlichen Kammergüter, bei der ihn seine Gemahlin Anna eifrig unterstützte, gaben Beispiel und Anregung zur Förderung des Ackerbaues, der Viehzucht und des Obstbaues; A. schrieb selbst ein »Künstlich Obst- und Gartenbüchlein«. Auch die Waldwirtschaft und den Gartenbau suchte er mit Erfolg zu heben; ferner wurden durch ihn die ersten Posten in Sachsen eingerichtet. Auch als Gesetzgeber ist A. bedeutend. Er erließ die sächsischen Konstitutionen vom 22. April 1572; die Bergordnung von 1554, ergänzt 1571 und 1573; die Polizeiordnung von 1555; die Münzordnung von 1558; die Kirchenordnung von 1580, mit der er eine besondere Ordnung für Universitäten verband. Nachdem er das lange beanstandete Privilegium de non appellando durchgesetzt hatte, gründete er 1559 das Appellationsgericht, ferner das Obersteuerkollegium, das geheime Konsilium, das Oberkonsistorium, das Kammerkollegium etc. Die Steuern wurden von den Kammereinkünften geschieden und der ständischen Verwaltung überlassen. Die Anfänge der meisten Dresdener Sammlungen für Wissenschaft und Kunst stammen aus Augusts Zeit. Nur die Jagdleidenschaft des absoluten Fürsten gereichte dem Lande zum Schaden. Nachdem er seine Gemahlin Anna, die ihm in 37jähriger Ehe 15 Kinder (von denen ihn jedoch nur 4 überlebten) geboren hatte, 1. Okt. 1585 verloren, vermählte er sich schon 3. Jan. 1586 mit Agnes Hedwig, der kaum 13jährigen Tochter Joachim Ernsts von Anhalt. Aber schon 11. Febr. d. I. ward er in Moritzburg vom Schlage gerührt. Vgl. Böttiger-Flathe, Geschichte Sachsens, Bd. 2 (Gotha 1870); Ritter, Deutsche Geschichte im Zeitalter der Gegenreformation, Bd. 1 (Stuttg. 1889); Calinich, Kampf und Untergang des Melanchthonismus in Kursachsen (Leipz. 1866); Joh. Falke, Geschichte des Kurfürsten A. in volkswirtschaftlicher Beziehung (Leipz. 1868).

7) Friedrich A. I., Kurfürst von Sachsen, als König von Polen A. II. (während A. I. sonst Siegmunds s. d. j genannt wird), wegen seiner Körperkraft A. der Starke genannt, zweiter Sohn Kurfürst Johann Georgs III., geb. 12. Mai 1670 in Dresden, gest. 1. Febr. 1733 in Warschau, folgte 1694 seinem Bruder Johann Georg IV. in der Kurwürde. Unter ihm hielt der lange vorbereitete fürstliche Absolutismus seinen Einzug in Sachsen. An territorialfürstlichen Talenten mit den Kurfürsten Moritz und August am meisten von allen spätern Albertinern vergleichbar, entbehrte er doch noch mehr als jene des sittlichen Haltes. Verhängnisvoll für Sachsen wurde seine Bewerbung um die polnische Königskrone, die ihn veranlaßte, 1. Juni 1697 in Baden bei Wien zur katholischen Kirche überzutreten. In Sachsen förderte A. trotz seiner Erklärungen, daß sein Glaubenswechsel ein rein persönlicher sei, die katholische Propaganda. Seine Gemahlin Christine Eberhardine von Bayreuth wies alle Bekehrungsversuche ab und zog sich nach Pretzsch bei Wittenberg zurück, wo sie 5. Sept. 1727 starb. In dem polnischen Wahlkampfe Sieger über seine Mitbewerber, den französischen Prinzen Conti, Kurfürst Max Emanuel von Bayern und Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden, benutzte er, 15. Sept. 1697 in Krakau zum Könige gewählt, seinen zweifelhaften polnischen Machtzuwachs als Einsatz in dem durch seine Teilnahme an dem Bündnis gegen Karl XII. von Schweden (s. d.) entzündeten Nordischen Kriege. Trotz der Weigerung der Polen, an Schweden den Krieg zu erklären, fiel A. 1699 in Livland ein. Doch wurden seine Truppen 19. Juli 1702 bei Kliszow geschlagen, worauf Karl XII. ihn 14. Febr. 1704 des polnischen Thrones entsetzen ließ. Der Einbruch Karls in Sachsen nötigte ihn 24. Sept. 1706 zum Frieden von Altranstädt (s. d.). Dennoch schickte A. dem Kaiser 9000 Mann unter Schulenburg nach den Niederlanden zu Hilfe (1708), nahm persönlich unter dem Prinzen Eugen an der Eroberung von Lille teil und erneuerte nach Karls XII. Niederlage bei Poltawa den Krieg zur Wiedergewinnung Polens. Am 5. Okt. 1709 zog A. in Thorn ein, wo er mit Peter d. Gr. eine Unterredung hatte; zu Marienburg verständigte er sich mit Preußen. Karls XII. Weigerung, das zwischen Joseph I. und den Seemächten (31. März 1710) geschlossene Haager Konzert anzuerkennen, dehnte den Krieg auch auf Schwedens deutsche Länder aus. A. griff mit 20,000 Sachsen, Russen und Polen Pommern an und belagerte mit den Dänen Stralsund, mußte sich jedoch 1712 vor General Steenbock nach Mecklenburg zurückziehen. Stettin wurde 30. Sept. 1713 von den Sachsen und Russen erobert. Der brandenburgische Sequestrationsvertrag zu Schwedt (6. Okt. 1714) schien die Ruhe wiederhergestellt zu haben, als 22. Nov. 1714 Karl XII. zu Stralsund erschien. Inzwischen hatte in Polen die Partei Stanislaus Leszcynskis zu Tarnogrod eine neue Konföderation geschlossen, der sogar die Kronarmee beitrat. Der im Oktober 1715 in Polen ausbrechende Bürgerkrieg wurde 1717 dadurch beendet, daß A. versprach, in Polen nie mehr als 17,000 Mann Truppen zu halten, über die der Reichstag die Verfügung erhielt.[120] Mit Schweden wurde im Dezember 1719 zu Stockholm ein Waffenstillstand geschlossen, wonach Schweden A. als König von Polen anerkannte, wogegen Stanislaus den Königstitel fortführten sollte; erst nach zehn Jahren wurde er in einen förmlichen Frieden umgewandelt. Von seinen weitausgreifenden Plänen, Polen in eine Erbmonarchie zu verwandeln, die Macht des sächsischen Adels zu brechen, seinem unehelichen Sohn Moritz das Herzogtum Kurland zu verschaffen, die kaiserliche Macht zu beschränken, seinem Hause Neapel, Schlesien etc. zu erwerben, gelangte kein einziger zur Ausführung; doch hat man die Folgen seiner Verschwendungssucht für Sachsen sehr übertrieben. Unter ihm erhielt Dresden seinen bestimmenden baulichen Charakter, und ganz Sachsen erfreute sich in wirtschaftlicher Hinsicht der ausgleichenden Gerechtigkeit des absoluten Fürstentums. Von zahlreichen Maitressen (Aurora v. Königsmarck, Gräfinnen Cosel und Esterle, Türkin Fatime [Frau Spiegel], Fürstin Lubomirska u. a.) hatte er viele uneheliche Kinder, von denen Graf Moritz (s. d.), »der Marschall von Sachsen«, und Graf Rutowski als namhafte Heerführer die bekanntesten sind. Vgl. Förster, Die Höfe und Kabinette Europas im 18. Jahrhundert, Bd. 3 (Potsd. 1839); Noorden, Europäische Geschichte im 18. Jahrh., Bd. 3 (Leipz. 1882); Jarochowski, Geschichte Augusts II. (polnisch, Posen 1856–74, 3 Bde.); A. Theiner, Geschichte der Zurückkehr der Häuser Braunschweig und Sachsen in den Schoß der katholischen Kirche (Einsiedeln 1843; ultramontan); Sold an, Dreißig Jahre des Proselytismus in Sachsen und Braunschweig (Leipz. 1845; gegen Theiner); Haake, Eigenhändige Entwürfe und Briefe König Augusts II. von Polen (in Vorbereitung).

8) Friedrich A. II., Kurfürst von Sachsen, als König von Polen A. III., des vorigen einziger ehelicher Sohn, geb. 17. Okt. 1696 in Dresden, gest. 5. Okt. 1763. Obgleich unter Aussicht seiner Mutter und seiner Großmutter Anna Sophia von Dänemark evangelisch erzogen, trat er doch 27. Nov. 1712 insgeheim zum Katholizismus über, wodurch die dauernde Abkehr der Albertinischen Linie vom Protestantismus entschieden wurde. Am 11. Okt. 1717 vollzog er seinen Übertritt in Wien öffentlich und vermählte sich 20. Aug. 1719 mit Kaiser Josephs ältester Tochter, Maria Josepha. 1733 folgte er seinem Vater als Kurfürst in Sachsen. Doch überließ er die Regierung dem Grafen Sulkowsli, seit 1738 dem Grafen Brühl. Interesse und Verständnis besaß er nur für Musik und Malerei, brachte die italienische Oper in Dresden zu hoher Blüte (s. Hasse 1) und erwarb kostbare Antiken und Gemälde. Um auch die Nachfolge in Polen zu erlangen, erkaufte er die Unterstützung des Kaisers durch Anerkennung der Pragmatischen Sanktion, die Rußlands durch die Preisgabe Kurlands und Livlands. Am 17. Jan. 1734 wurde A. von der sächsischen Minderheit gewählt, sein Gegner Stanislaus Leszczynski zur Flucht nach Danzig genötigt, worauf A. 17. Jan. 1734 in Krakau feierlich gekrönt und im Juni 1736 zu Warschau anerkannt wurde. In Wahrheit bedeutete seine Regierung nur die Herrschaft Rußlands über Polen; nicht einmal die Belehnung seines Sohnes Karl mit Kurland vermochte er gegen Biron aufrecht zu erhalten. Nach Karls VI. Tode schloß er sich den Gegnern Maria Theresias an, trat jedoch 1744 zu Österreich über. 1756 flüchtete er vor dem Einbruch Friedrichs II. in Sachsen auf den Königstein und ging nach der Kapitulation des sächsischen Heeres nach Warschau, wo er bis zum Hubertusburger Frieden blieb. Von 15 Kindern überlebten ihn fünf Söhne und fünf Töchter.

[Sachsen-Gotha.] 9) A. Emil Leopold, Herzog von Sachsen-Gotha, Sohn Herzog Ernsts II. und Amaliens von Meiningen, ein durch Geist und Charakter ausgezeichneter Fürst, geb. 23. Nov. 1772, gest. 17. Mai 1822. 1788–93 in Genf gebildet, vermählte er sich 1797 mit Luise Charlotte von Mecklenburg-Schwerin und nach deren 1801 bei Geburt einer Tochter erfolgtem Tode 1802 mit Karoline Amalie von Hessen-Kassel. Seinem Vater folgte er 12. April 1804 zum Segen seines Landes. Napoleon I., den er als Helden bewunderte, bewog er zur Schonung seines Gebietes und zum Erlaß der zuerkannten Kriegssteuer. Zur Freigebigkeit, ja zur Verschwendung geneigt, opferte A. seinen abenteuerlichen Einfällen manches; als Kunstfreund besaß er eine der vorzüglichsten Kapellen und hat selbst komponiert. Kenntnisse, Phantasie, Gemüt und Witz machten seinen Umgang anziehend; seine Briefe sind reich an überraschenden Gedanken. Seine »Emilianischen Briefe«, in denen er seine Neigungen, Gefühle und Verhältnisse zum Mittelpunkte der Dichtung machte, blieben unvollendet. Unvollendet ist auch sein ungedrucktes Werk »Panedone« (»Die All-Luft«), mehr Märchen als Roman. Gedruckt ist nur: »Kyllenikon, oder: Auch ich war in Arkadien«, eine Reihe idyllischer Gemälde in Prosa, mit Liedern durchflochten. Die »Vierzehn Briefe eines Kartäusers« sind nur Übersetzung aus dem Französischen. Mit Jean Paul stand er in Briefwechsel; Goethe galt ihm als ein Pedant. Vgl. Eichstädt, Memoria Augusti, ducis Saxoniae etc. (2. Aufl., Erfurt 1823).

[Württemberg.] 10) A. Friedrich Eberhard, Prinz von Württemberg, preuß. General, Sohn König Wilhelms I., geb. 24. Jan. 1813, gest. 12. Jan. 1885 in Zehdenick bei Berlin, trat 1829 in württembergische, 1830 als Rittmeister bei den Gardedukorps in preußische Kriegsdienste und wurde 1858 zum kommandierenden General des Gardekorps ernannt. 1866 war das Gardekorps dem Heere des Kronprinzen zugeteilt. Es siegte 28. Juni bei Soor und stürmte am 29. Königinhof. Den Sieg von Königgrätz entschied es durch die Erstürmung von Chlum. 1870 gehörte das Gardekorps zuerst zur Armee des Prinzen Friedrich Karl; bei Gravelotte verursachte A. durch einen voreiligen Angriff auf St.-Privat dem Korps ungeheure Verluste. Er befehligte dann das der vierten (Maas-) Armee zugeteilte Korps unter dem Kronprinzen von Sachsen bei Sedan und vor Paris. Seine Erfolge in beiden Kriegen hatte er seinem Generalstabschef v. Dannenberg zu verdanken. 1873 ward er zum Generalobersten der Kavallerie ernannt und erhielt 1882 den erbetenen Abschied als Gardekommandeur. Ihm zu Chren erhielt 1889 das 10. Ulanenregiment den Namen »Prinz A. von Württemberg«; auch führt das ehemalige Fort St.-Privat bei Metz seinen Namen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 119-121.
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