Plakāt

[926] Plakāt (lat.), s. Anschlag. Neuerdings ist die Plakatmalerei, die Anfertigung von Plakaten und Anschlagszetteln für gewerbliche Reklamezwecke, die bis dahin untergeordneten Kräften, wie Lithographen und Zeichnern für Bunt- und Luxuspapierfabriken, überlassen war, ein Gegenstand künstlerischen Betriebs geworden, der sich von Paris aus in den letzten Jahren des 19. Jahrh. über alle kunstübenden Länder Europas und Amerikas ausbreitete und eine starke, etwas forcierte Blüte erlebte, jetzt aber bereits im Niedergange begriffen ist. Man ging dabei von dem Prinzip der japanischen Flächenmalerei aus. Eine möglichst einfache Darstellung, meist unter Beschränkung auf eine oder zwei Figuren, die sich von einem eintönigen Hintergrund in kräftigsten Farben schroff abheben, und ein möglichst kurzer Text in Buchstaben von auffallender Größe oder auffallender Form sind für die Ausführung moderner Plakate maßgebende Grundsätze, in deren Grenzen die künstlerische Individualität, die persönliche Laune den weitesten Spielraum haben. In übersprudelnder Laune und groteskem Übermut sind die französischen Plakatmaler am weitesten gegangen. Jules Chéret, Eugène Grasset, Henri de Toulouse-Lautrec, Forain, A. Willette, Malteste, Steinlen und der aus Böhmen stammende Alphonse Mucha sind die hervorragendsten, geistvollsten, freilich auch kecksten Vertreter der französischen Plakatmalerei. Von den Plakatmalern Belgiens sind V. Mignot, Privat-Livemont, F. Toussaint und H. Meunier zu nennen. In England ist die moderne Plakatmalerei durch Dudley Hardy begründet worden, einen berufsmäßigen Plakatmaler, der viele Nachfolger und Nachahmer gefunden hat, die jedoch auch andre Gebiete der dekorativen Zeichnung und der Illustration pflegen; besonders kräftig ist W. Nicholson (Beggarstaff). Sehr reich an Plakatkünstlern ist Amerika: neben Penfield, dem Reklamekünstler für Harpers' »Monthly«, stehen Will Bradley, L. Rhead und Gould. Auch in Deutschland wurde die Plakatmalerei durch Preisausschreiben und Ausstellungen, namentlich durch Industrielle und Sammlungsvorstände, ermutigt und gefördert. Gelegentlich haben Künstler, wie z. B. F. Keller (Karlsruhe) und F. Stuck (München), Plakate gemalt; im allgemeinen wird sie von jüngern dekorativen Künstlern bevorzugt (Edmund Edel, Th. Th. Heine, Emil Orlik, F. W. Kleukens, V. Cissarz, A. Jank, Jul. Klinger etc.). Man unterscheidet hier Plakate und Affichenplakate. Die erstern sollen ihren Zweck auf längere Zeit erfüllen und werden darum meist in Lithographie mit seiner Ausführung hergestellt. Die Affichenplakate, die nur einem vorübergehenden Zweck (Ausstellungen, Theatern etc.) dienen, werden in Zinkographie hergestellt. Da es sich dabei um möglichst schnelle Wirkung handelt, wird dabei die moderne, auf grelle Eindrücke abzielende Richtung bevorzugt. Der Pflege der Plakatmalerei dienen mehrere Zeitschriften: »L'Estampe et l'Affiche« (Par.), »The Poster« (Lond., seit 1898), »Das P.« (Nürnb., seit Juli 1897). Vgl. Maindron, Les affiches illustrées (Par. 1886, Fortsetzung 1895); Bauwens u.a., Les affiches étrangères illustrées (das. 1897); Sponsel, Das moderne P. (Dresd. 1897); Demeure de Beaumont, L'affiche belge (Lüttich 1897); v. Zur Westen, Reklamekunst (Bielef. 1903); für die ältere Zeit: Sampson, History of advertising (Lond. 1875).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 926.
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