Kasel

[714] Kasel (Casula, Casubula, Planeta), das oberste Kleid der katholischen Priester beim Messelesen, war anfangs ein weiter, ärmelloser, glockenähnlicher Mantel, der den Priester wie ein kleines Haus (casula) umschloß, nur mit einem Ausschnitt für den Kopf, schon in frühester Zeit mit gewebten und gestickten Streifen an den Rändern, später mit Schnürenzügen auf den Achseln, wodurch die K. über den Armen hinaufgezogen wurde (s. nebenstehende Abbildung). Erst gegen Ende des Mittelalters machte man an den Seiten Ausschnitte für die Arme. Der Stoff ist ein damastartiges Gewebe, glatt oder auch mit vertieft liegenden Mustern aus der Pflanzen- und Tierwelt. Die Farbe der K. war im frühern Mittelalter dunkelgelb oder gelblichgrün, später auch rot und dunkelviolett, gewöhnlich ohne andersfarbiges Muster. Außer jenen Streifen am Rand erhielt die K. seit dem 11. Jahrh. zwei goldgestickte Streifen (aurifrisiae), die vorn und hinten je ein Gabelkreuz (Y) bilden, auch wohl die ornamentale Form eines Baumes mit Astwerk annehmen. Die Knaben, die beim Abendmahl den Kommunikanten das Tuch vorhalten, tragen ebenfalls eine K. und heißen daher Kaselknaben.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 714.
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