[727] Kassuben (Kaschuben), alter slaw. Volksstamm, der ehedem das Gebiet zwischen der Persante (Kolberg ist Hauptstadt des Kassubenlandes) und der untern Weichsel ausfüllte, gegenwärtig aber auf die westpreußischen Kreise Putzig, Neustadt, Karthaus und Danziger Höhe, zum Teil auch Berent, Konitz und Schlochau und einige angrenzende Punkte von Pommern beschränkt ist. Die K. sind katholisch; ihre Zahl dürfte 200,000 nicht übersteigen. Der Name K. wird zuerst von dem im 13. Jahrh. lebenden polnischen Schriftsteller Boguchwal erwähnt. Die K. sind ein mittelgroßer Menschenschlag, kräftig und Beschwerden leicht ertragend. Sie haben ihre alten Sitten und Einrichtungen, ihre Tracht und Lebensweise größtenteils bewahrt. Ihre Sprache ist ein Dialekt des Lechischen, d. h. Polnischen im weitern Sinne; sie ist eine Übergangsmundart zwischen dem ausgestorbenen (früher westlich angrenzenden) Polabischen im weitern Sinne (s. Polaben) und dem eigentlichen Polnisch. Ihre Wohnungen sind armselig: Lehmhütten mit kleinen, trüben Fenstern, darüber ein Strohdach. Aufs Sparen ist der Kassube nicht bedacht. Die K. haben unter sich große Anhänglichkeit und sind auch gegen Fremde, obschon zurückhaltender, doch nicht abstoßend und leicht zu gewinnen. Sie sind überhaupt gutmütig, dabei mehr nach innen gekehrt als die Polen und Masuren. Wie ehedem die Fürsten Pommerns, so führt auch jetzt noch der König von Preußen den Titel eines Herzogs der K. Eine Grammatik der kassubischen Sprache ist von F. Cenova (Posen 1879) verfaßt; derselbe gab auch »Kassubische Märchen, Sprichwörter und Rätsel« (Schwetz 186668, 12 Tle. in 2 Bdn.) und »126 kassubische Volkslieder, Sprichwörter etc.« (das. 1878) heraus. Vgl. auch Hilferding, Die Reste der Slawen an der Südküste der Ostsee (russ., Petersb. 1862) und G. Bronisch, Kaschubische Dialektstudien (Leipz. 189698, 2 Tle.). Wörterbücher (polnisch geschrieben) von Poblocki (Kulm 1887), Biskupski (Warsch. 1892) und Ramułt (Krakau 1893). Vgl. Pernin, Wanderungen durch die Kassubei etc. (Danz. 1886); Tetzner, Die Slowinzen und Lebakaschuben (Berl. 1899) und Die Slawen in Deutschland (Braunschw. 1902).