Kerbschnitt

[848] Kerbschnitt, eine sehr alte, mit dem Messer ausgeführte Art der Flächenverzierung in Holz, die sich selbst bei Völkern der niedrigsten Kulturstufen (Südseeinsulanern) vorfindet. Man unterscheidet dabei einen Drei- und Vierschnitt, einen mandelförmigen Zweischnitt und einen furchenförmigen Schnitt. Zur höchsten Ausbildung gelangte der K. an den Küstengegenden des nördlichen Europa (besonders bei den Friesen), wo er schon seit dem frühen Mittelalter betrieben wurde. Die ältesten erhaltenen Kerbschnittarbeiten gehören dem 13. Jahrh. an. Neuerdings ist die Technik wieder belebt worden und findet unter Anwendung von mehreren Werkzeugen (Schnitzmesser, Hohleisen, Stechbeitel etc.), die, in besondern Kasten[848] zusammengestellt, bis zu 36 Stück Werkzeugen, verkauft werden, zur Dekoration von Rahmen, Kästchen, Deckeln u. dgl. durch Dilettanten und Handwerkerschulen vielfache Verwertung. Die Arbeiten werden gebeizt. Die Muster sind meist geometrischer Art. Vgl. Grunow, Kerbschnittvorlagen (2. Abdruck, Leipz. 1890); Klara Roth, Anleitung zur Kerbschnitzerei (4. Aufl., das. 1895) und Neue Kerbschnittmuster (das. 1890–1900); Koch, Der K. (35 Vorlageblätter mit Text, Karlsr. 1890); Vollers, Anleitung zur Kerbschnitzerei (2. Aufl., Hamb. 1895) und Kerbschnittvorlagen (das. 1890–95,3 Hefte); C. A. Müller, Anleitung zum K. (Wiesb. 1893); Neumann, Lehrgang für den K. (Leipz. 1890); Strüve, Der K. (Hamb. 1891); Oldenburg, Kerbschnittmuster aus dem Nordischen Museum zu Stockholm (Stockh. 1893); Menzel, Musterblätter für Kerb- und Blumenschnitt (Hamb. 1894–99, 2 Bde.); Menge, Der K. (Berl. 1898); Bannehr, Kerbschnittvorlagen (Leipz. 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 848-849.
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