Khnopff

[876] Khnopff, Ferdinand, belg. Maler und Bildhauer, geb. 12. Sept. 1858 in Grembergen bei Brüssel, studierte anfangs die Rechte, widmete sich aber bald bei dem Brüsseler Maler Mellery der Kunst und setzte dann seine Studien bei J. Lefebvre in Paris fort, der aber geringern Einfluß auf ihn übte als der mystisch-phantastische G. Moreau, A. Stevens und namentlich Burne-Jones. Von dem letztern hat er die Vorliebe für zarte, schlanke Mädchengestalten mit schmalwangigen, langgezogenen Gesichtern und großen, geheimnisvoll blickenden Augen angenommen, während seine dünne, fast durchsichtige, email- oder elfenbeinartige Malweise teils ebenfalls an Burne-Jones, teils an die Niederländer des 15. Jahrh. erinnert.[876] Nachdem K. wieder seinen Wohnsitz in Brüssel genommen, entfaltete er eine lebhafte Tätigkeit in Bildnissen, mythologischen, symbolischen und allegorischen Einzelfiguren, Landschaften, Zeichnungen und plastischen Arbeiten, die trotz ihrer bisweilen barocken Gestaltung und ihrer oft rätselhaften Bedeutung zahlreiche Verehrer gefunden haben. K. liebt es, seine Mädchenköpfe nur bis zum Haaransatz zu zeigen, weil er die Hauptwirkung nur in dem Ausdruck der Augen und in dem feinern Spiel der Lippen sucht (s. Tafel »Bücherzeichen I«, Fig. 2). Das verleitet ihn, bei plastischen Werken, besonders bei Büsten, die obere Schädeldecke glatt abzuschneiden. Von letztern sind besonders der Kopf einer Sibylle mit geschlossenen Augen und der in Elfenbein geschnitzte und mit Bronze eingefaßte Kopf einer Medusa, von seinen Malereien die symbolischen Bilder Weihrauch, Einsamkeit, ein Opfer, der Wächter, in Erwartung und I lock my door upon myself (in der Neuen Pinakothek zu München) hervorzuheben. Am erfreulichsten sind seine sein empfundenen Stimmungslandschaften, deren Motive meist den belgischen Ardennen entnommen sind.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 876-877.
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