[306] Kolowrat, ein in Böhmen und Österreich begütertes Adelsgeschlecht slawischen, vielleicht oberkrainischen Ursprungs, das aber in Böhmen heimisch und hier emporgekommen ist. Von ehemals vielen Linien besteht gegenwärtig nur noch ein Zweig der seit 1674 reichsgräflichen Hauptlinie K.-Krakowsky, dessen Haupt Graf Philipp ist. Der letzte Vertreter der ältesten, 1660 in den Reichsgrafenstand erhobenen Linie, K.-Liebsteinsky, war Franz Anton, geb. 31. Jan. 1778 in Prag, gest. 4. April 1861 in Wien. Er trat in den österreichischen Staatsdienst, ward 1807 zum Stadthauptmann von Prag, 1811 zum Oberstburggrafen von Böhmen wie zum Präsidenten der böhmischen Stände ernannt und 1826 von Kaiser Franz gleichsam als Gegengewicht gegen Metternich in das Staatsministerium nach Wien berufen, wo er seinen Einfluß zugunsten einer versöhnlichen Politik geltend machte. Erst als nach dem Regierungsantritt Ferdinands, 1835, in der Staatskonferenz, der neben Metternich und zwei Erzherzogen auch K. angehörte, Metternichs Geltung überwog, schwand allmählich Kolowrats reformfreundlicher Einfluß. Infolge der Ereignisse vom März 1848 trat K., nachdem er 21. März bis 4. April an der Spitze eines konstitutionellen Ministeriums gestanden, vom öffentlichen Dienst zurück. Er war eine humane, den Künsten und Wissenschaften stets befreundet gebliebene Persönlichkeit, förderte das neugegründete vaterländische Museum, wirkte für verschiedene Wohltätigkeitsanstalten und belebte durch Aneiferung zum Studium der böhmischen Sprache und Geschichte im Verein mit andern Mitgliedern des Hochadels das Nationalgefühl der Slawen Böhmens.