Kurbel

[854] Kurbel (Krummzapfen), ein einarmiger, mit einer Welle fest verbundener Hebel, der als Glied des Kurbelgetriebes (s. d.) dazu dient, eine hin und her gehende Bewegung in eine rotierende überzuführen (z. B. bei Dampfmaschinen, Gasmotoren etc.) oder umgekehrt (z. B. bei manchen Pumpen etc.). Die die K. tragende Welle heißt Kurbelwelle. Ander K. lassen sich unterscheiden der Kurbelzapfen (die Kurbelwarze), an den sich ein schwingender Teil (die Bleuelstange) anschließt, und der Kurbelarm, d. h. der Teil zwischen Kurbelwelle und-Zapfen. Sitzt die K. am Ende einer Welle, so wird sie wohl auch als Stirnkurbel (Fig. 1) bezeichnet. W ist die Kurbelwelle, A der Kurbelkörper aus Schmiedeeisen, Stahl oder Stahlguß, selten aus Gußeisen, der mit seiner Nabe auf die Kurbelwelle meist ausgepreßt oder warm ausgezogen ist. Ein Keil sichert die K. gegen Drehung auf der Welle. Der Kurbelzapfen Z, meist aus Stahl, ist in eine Bohrung des Kurbelkörpers konisch eingesetzt und mittels Keil (wie in der Figur) oder Schraube festgehalten, oder ohne besondere Befestigung zylindrisch eingepreßt, oder nach Erwärmung des die Bohrung enthaltenden Teiles eingeschoben. Mitunter ist die K. samt Zapfen mit der Welle aus einem Stück hergestellt. An Stelle des Kurbelkörpers kann auch eine volle Scheibe, eine Kurbelscheibe (meist aus Gußeisen) treten, die den Zapfen aufnimmt.

Fig. 1. Stirnkurbel.
Fig. 1. Stirnkurbel.

Trägt die K. am Kurbelzapfen eine zweite K., so heißt diese Gegenkurbel. Wird die K. zwischen zwei Lagerstellen durch eine Ausbiegung, eine Kröpfung, der Welle gebildet, dann entsteht die gekröpfte Welle, Kurbelachse oder Krummachse (Fig. 2). A, A sind die Kurbelarme, Z der Kurbelzapfen. Je nachdem dieselbe Welle eine oder mehrere Kurbelkröpfungen besitzt, nennt man dieselbe einfach gekröpft oder mehrfach gekröpft.

Fig. 2. Gekröpfte Welle.
Fig. 2. Gekröpfte Welle.

Zur Ausgleichung des Gewichts von Kurbelarm und -Zapfen wird sowohl bei Stirnkurbeln als auch bei Krummachsen in manchen Fällen dem Zapfen diametral gegenüber ein Gegengewicht angeordnet. Eine besondere Art der K. ist die Handkurbel, zur Aufnahme von Menschenkraft bestimmt. An Stelle des Kurbelzapfens tritt hier der Handgriff. Eine einfache Ausführung der Handkurbel zeigt Fig. 3. Bequemer in der Handhabung ist die K., wenn der Handgriff mit einer drehbaren Hülfe (meist aus Holz) versehen ist. Gewöhnlich ist die Länge des Kurbelarmes = 35–40 cm, die Länge des Handgriffs = 30 cm für einen Arbeiter (einmännige K.), = 50 cm für zwei Arbeiter (zweimännige K.). Die von einem Mann an der K. ausgeübte Kraft ist = 8–10 kg bei dauernder, = 15–30 kg bei vorübergehender Arbeit.

Fig. 3. Handkurbel.
Fig. 3. Handkurbel.

Die Umfangsgeschwindigkeit am Handgriff beträgt 0,5–1 m in der Sekunde (s. auch Belebte Motoren). Über Sicherheitskurbeln s. Winde. Als K. kann auch der Exzenter (s. d.) angesehen werden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 854.
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