[877] Kusch (ägypt. Kosch), der von den Ägyptern gebrauchte und von den Semiten übernommene alte Name für Nubien und das Land südlich davon. In seinem nördlichen Teil bis zum 21. Breitengrade gehörte K. bereits unter der 12. Dynastie (2000 v. Chr.) zu Ägypten; der südliche Teil bis Napata wurde erst durch die 18. Dynastie (um 1500 v. Chr.) erobert und dem ägyptischen Reich als Provinz einverleibt.[877] An seine Spitze trat ein Statthalter, der den Titel »Prinz von K. und Vorsteher der südlichen Länder« führte. Bis 1100 v. Chr. blieb K. in Abhängigkeit von Ägypten. Als aber unter der 21. Dynastie in Ägypten innere Streitigkeiten ausbrachen, wandten die aus Theben vertriebenen Hohenpriester des Amon sich nach K. und gründeten ein äthiopisches Königreich mit der Hauptstadt Napata (s. d.). Diesen Herrschern fiel 730 Ägypten selbst in die Hände, das aber König Taharka, 670 von dem Assyrerkönig Asarhaddon geschlagen, wieder räumen mußte und auch sein Sohn Urdamani nur auf kurze Zeit wiederzuerobern vermochte. Nachdem während der Perserherrschaft in Ägypten der Regierungssitz von Napata nach Meroë verlegt worden war, verfiel in K. die ägyptische Kultur, und an die Stelle der in offiziellen Inschriften gebrauchten ägyptischen Sprache trat die einheimische nubische, die in besondern Hieroglyphen und in einer kursiven (wie jene bisher noch unentzifferten) Schrift geschrieben wurde. Zur Ptolemäer- und Römerzeit reichte das äthiopische Reich von K. bis nach Unternubien, gelegentlich bis Philä und griff auch zuzeiten auf römisches Gebiet über; eine Königin mit dem Titel Kandake wurde bei einem solchen Versuche 23 v. Chr. von dem Feldherrn Petronius besiegt und zurückgeschlagen, wobei Napata selbst geplündert und zerstört wurde. In den ersten nachchristlichen Jahrhunderten ist das Reich von K. zerfallen; an seine Stelle traten kleinere Fürstentümer (s. Äthiopien).