[902] Kylon, Athener aus edlem Geschlecht, Sieger bei den Olympischen Spielen (640 v. Chr.) und Schwiegersohn des Theagenes, Tyrannen von Megara, suchte sich 636 (oder 632) durch einen Aufstand der Alleinherrschaft in Athen zu bemächtigen. Er überrumpelte die Akropolis, fand jedoch beim Volke nicht die erwartete Unterstützung und wurde auf der Burg eingeschlossen und belagert. Ihm selbst gelingt es, mit seinem Bruder zu entfliehen; seinen Anhängern, die am Altar der Athene ein Asyl gefunden, ward freier Abzug versprochen; als sie sich aber, der Zusage trauend, ergaben, wurden sie, hauptsächlich auf Anstiften der Alkmäoniden, ermordet. Diese Blutschuld (der Kylonische Frevel) wurde in dem bald darauf heftiger ausbrechenden Parteikampf zur Verfolgung der Alkmäoniden (s. d.) benutzt, und auch nachdem Epimenides, von Kreta berufen, die Entsühnung durch Opfer vorgenommen hatte, wurde das Andenken an den Mord den Nachkommen der Schuldigen gegenüber öfters erneuert.