Kythēra

[906] Kythēra (neugriech. Kýthira, ital. Cerigo), die südlichste der Ionischen Inseln (s. Karte »Griechenland«), 10 km von der Südostspitze von Morea entfernt und am Eingang zum Lakonischen Meerbusen, ist fast 30 km lang und bis 16 km breit, stellt ein im Vigla (Wachtelberg) bis 510 m hohes Plateau von 284 qkm Fläche dar. Die Nordspitze bildet das Kap Spathi (im Altertum Platanistus), die Südspitze Kap Trachili. K. ist die Fortsetzung der mittelpeloponnesischen Gebirge (Taygetos) und besteht aus kristallinischen Schiefern mit Einlagerungen kristallinischen Kalkes sowie aus Tripolitzakalken (der obern Kreide und dem Eocän angehörend) und neogenen Mergeln, Sandsteinen, Kalksandsteinen und Kalkkonglomeraten. Die landschaftlichen Schönheiten sind wegen der Einförmigkeit der Oberflächengestalt und Vegetation gering. Der Wald fehlt völlig, und um Weide zu gewinnen, wird auch das Gestrüpp immer mehr zurückgedrängt. Der Ackerbau (neben Flachsbau besonders Wein-, Korinthen- und Olivenbau) überwiegt die Viehzucht, die indessen ausgedehnt und fast ausschließlich Kleinviehzucht ist. Sehr erheblich ist auch die Bienenzucht, die trefflichen Honig liefert. Die Küsten sind steil und wegen der heftigen Strömungen etc. für die Schiffahrt gefährlich. Das Klima ist mild. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 18,7°, die mittlere jährliche Niederschlagsmenge 597 mm bei durchschnittlich 66,2 Regentagen. Der Sommer ist regenlos. Schwindsucht und Malaria sind sehr verbreitet, Erdbeben nicht selten. Die Bevölkerung zählte 1896: 12,306 meist griech. Einwohner. Viele der Bewohner suchen in Morea und Kleinasien Landarbeit. K. bildet mit Antikythera eine Eparchie des Nomos Lakonien. Hauptstadt ist K. (früher Kapsali) mit 1896: 814 Einw., an der Südküste, wo auch der Bischof residiert. Den besten Ankerplatz hat Hagios Nikolaos, an der Ostseite. – Das alte Kythera war der Aphrodite heilig, weil hier die Göttin aus Land gestiegen sein sollte. Ihr von den Phönikern, die sich hier infolge des Reichtums von Purpurschnecken früh niedergelassen hatten, eingeführter Kultus sowie der des Adonis verbreitete sich von hier über das Festland. Vor 570 waren die Argeier Herren der Insel, dann die Spartaner, die es durch einen besondern, jährlich wechselnden Beamten (Kytherodikas) verwalten ließen. Die Athener richteten mehrfach ihre Angriffe gegen dies Außenwerk Spartas, und es gelang ihnen dreimal (455, 424 und 393 v. Chr.), sich in seinen Besitz zu setzen. Bei der Teilung des römischen Reiches fiel es dem byzantinischen Reiche zu, war nach dem siegreichen Einbruch der Türken lange Zeit ein Zankapfel zwischen diesen und den Venezianern und teilte dann das Schicksal der sieben Ionischen Inseln, mit denen K. 1864 dem Königreich Griechenland einverleibt wurde. In der Mitte der Ostküste sind Reste der Stadtmauern von Kythera erhalten, westlich davon der Unterbau und einige Säulentrümmer vom Tempel der Aphrodite Urania. Vgl. Leonhard, Die Insel K. (Ergänzungsheft 128 zu »Petermanns Mitteilungen«, Gotha 1899).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 906.
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