Larrey

[202] Larrey (spr. -rä), 1) Jean Dominique, Baron, Mediziner, geb. 8. Juli 1766 in Beaudéau bei Bagnères-de-Bigorre (Oberpyrenäen), gest. 25. Juli 1842 in Lyon, studierte in Toulouse, ging 1787 als Oberschiffswundarzt nach Nordamerika, ward 1792 zweiter Arzt am Invalidenhotel in Paris, 1793 Chirurg erster Klasse bei Luckners Heer und führte hier zuerst die sogen. fliegenden Feldlazarette (ambulances volantes) ein. Fortan stand er als Chirurgien principal den ambulanten Lazaretten bei der Avantgarde vor. Bei der Unternehmung gegen Korsika 1794 erhielt er die Stelle eines Chirurgienen chef, wirkte dann zu Toulon als Lehrer der Chirurgie und kam 1796 an die medizinisch-chirurgische Schule im Val-de-Grâce. Von Bonaparte 1797 nach Italien berufen, richtete er dort Lazarette und in den meisten derselben chirurgische Schulen ein. 1798 ging er mit nach Ägypten (vgl. seine »Relation historique et chirurgicale de l'expédition de l'armée d'Orient«, Par. 1803). Seit 1805 wohnte er als Generalinspektor des Militärmedizinalwesens allen Feldzügen des Kaisers bis zur Schlacht bei Waterloo bei. Nach der zweiten Restauration wurde er Oberwundarzt der Garde und Oberchirurg des Invalidenhauses; 1836 trat er in den Ruhestand. Er war einer der größten Chirurgen seiner Zeit, und seine in die meisten europäischen Sprachen übersetzten Schriften haben auch die deutsche Chirurgie zunächst angeregt und gefördert. Die namhaftesten sind: »Mémoires sur les amputations des membres à la suite des coups de feu« (Par. 1797, 3. Aufl. 1808); »Mémoires de médecine et de chirurgie militaire« (1812–22, 5 Bde.; deutsch von Becker, Leipz. 1813–19, 2 Bde.) und »Clinique chirurgicale« (1830–36, 5 Bde.; deutsch von Sachs, Berl. 1831). 1853 wurde ihm ein Denkmal in Val-de-Grâce, 1864 ein zweites in Tarbes errichtet. Vgl. Leroy-Dupré, L., chirurgienen chef de la Grande armée (Par. 1860); Werner, Jean Dom. L., ein Lebensbild (Stuttg. 1885); Triaire, Dominique L. et les campagnes de la Révolution et de l'Empire (Par. 1902).

2) Felix Hippolyte, Baron, Sohn des vorigen, Mediziner, geb. 18. Sept. 1808 in Paris, gest. 8. Okt. 1895, war seit 1828 Eleve des Val-de-Grâce, wurde 1835 Professor an der medizinischen Fakultät, hielt in der Ecole pratique Vorlesungen über Militärchirurgie, leitete die chirurgische Klinik im Hospital der Fakultät und erhielt 1841 den Lehrstuhl der Chirurgie im Val-de-Grâce und war seit 1852 Chefchirurg. 1858 leitete er den Sanitätsdienst bei der Garde im Lager von Châlons und wurde Mitglied, später Präsident des Conseil de santé des armées. Im italienischen Kriege war er Chefarzt der Armee. Er schrieb: »Traitement des fractures des membres par l'appareil inamovible« (1832); »Histoire chirurgicale du siége de la citadelle d'Anvers« (1833); »De la méthode analytique en chirurgie« (1841); »Rapport sur le camp de Châlons« (1858); »Étude sur la trépanation du crâne dans les lésions traumatiques de la tête« (1869). Vgl. Bérenger Feraud, Le Baron Hippolyte L. (Par. 1899).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 202.
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