Matricarĭa

[439] Matricarĭa L. (Kamille, Chamille), Gattung der Kompositen, einjährige Kräuter mit doldentraubig verästeltem Stengel, zerstreut stehenden, zwei- bis dreifach fiederteiligen Blättern, kleinen bis mittelgroßen, einzeln an den Zweigenden, seltener ebensträußig gestellten Blütenköpfchen und kantigen, ungeflügelten Achenen. Gegen 50 Arten im Mittelmeergebiet, im westlichen Asien bis Ostindien und in Südafrika. Echte Kamille (Feldkamille, Helmerchen, M. chamomilla L.), 15–20 cm hoch, mit doppelt fiederteiligen Blättern, weißen Strahl-, gelben Scheibenblüten und kegelförmigem, hohlem Blütenboden, findet sich durch ganz Europa und in Vorderasien, auch in Nordamerika und Australien eingebürgert; sie schmeckt bitterlich, riecht aromatisch und enthält in den frischen Blüten (auf trockne berechnet) dunkelblaues ätherisches Öl (Kamillenöl, s. d.). Die Kamille bildet eins der beliebtesten Hausmittel und besitzt den großen Vorzug, in den meisten Fällen unschädlich zu sein. Man benutzt Kamillentee als schweißtreibendes und Unterstützungsmittel beim Erbrechen, wobei indes das heiße Wasser wohl allein wirksam ist, bei kolikartigen und kardialgischen Beschwerden, hysterischen Neuralgien und Krämpfen, als Verbandmittel bei schlaffen Geschwüren, zu Umschlägen bei Kontusionen, zu Klistieren, Bädern, Kräuterkissen etc. Die Kamille gehört zu den ältesten Arzneimitteln, besonders der Volksmedizin. Den Namen Chamaemelum (woraus Chamomilla) leitet Plinius vom apfelartigen Geruch der Blüten ab (melon, der Apfel, und chamai, niedrig).

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 439.
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